Die Schweiz hat äusserst aktive Senioren. Das zeigen meine Erfahrungen als private Seniorenbetreuerin und eine Statistik der Schweizerischen Eidgenossenschaft aus dem Jahre 2014 zum Freizeitverhalten von älteren Menschen.

Viele Menschen betreuen beruflich oder privat ältere Menschen. Dazu gehören Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Alters- und Pflegeheimen. Kinder, die ihre Eltern und Grosseltern pflegen. Und freiwillige Helferinnen und Helfer, die sich im Auftrag von Kirche, Gemeinde oder anderer Organisationen um Senioren kümmern. Sie alle stehen früher oder später vor der Frage: «Was ist Senioren in ihrem Alltag und in ihrer Freizeit wichtig?» Schaut man sich das Freizeit- und Aktivierungsprogramm von Alters- und Pflegeheimen an, kommt man unweigerlich zum Schluss, dass sich ältere Menschen in erster Linie musikalische Unterhaltung wünschen. Aber ist das wirklich so?

Zuhören und Reden sind für ältere Menschen sehr wichtig.

Für was sind Senioren in ihrem Alltag und ihrer Freizeit empfänglich? Als professionelle Seniorenbetreuerin habe ich mir diese Frage in den letzten Jahren oft gestellt. Und ich muss sie mir bei meiner Arbeit jeden Tag aufs Neue stellen. Sind es die alltäglichen Dinge wie spazieren, einkaufen oder spielen? Die Rückmeldungen meiner Kundinnen und Kunden zeigen: Diese Aktivitäten sind wichtig. Noch wichtiger ist jedoch etwas ganz anderes: Zuhören!

Senioren brauchen oft nur jemanden, der sich mit ihnen unterhält und der ihnen zuhört. Sich unterhalten und zuhören ist aber nicht einfach sich unterhalten und zuhören. Dafür muss eine Basis geschaffen werden. Es braucht viel Nähe, Liebe und Zuneigung. Es gibt ältere Menschen, die öffnen sich sehr schnell und fassen Vertrauen. Andere wiederum brauchen sehr viel Zeit, um ihre Gefühle und Gemütszustände zu kommunizieren. Diese Nähe erreicht man nur, wenn man sich viel Zeit nimmt und mit viel Einfühlungsvermögen auf ältere Menschen eingeht.

Viele Senioren wollen ins Museum.

Wie aus der Statistik der Schweizerischen Eidgenossenschaft aus dem Jahr 2014 hervorgeht, besuchen über 52 Prozent aller Menschen, die älter als 75 Jahre sind, regelmässig ein Museum, eine Ausstellung oder eine Galerie. Spannend ist auch die Auswertung bei klassischer und zeitgenössischer Musik: Fast 40 Prozent haben in den vergangenen 12 Monaten ein Konzert besucht. Bei der vermeintlich bei Senioren so beliebten Volksmusik waren es gerademal 21 Prozent.

Diese Zahlen haben mich anfangs auch erstaunt: Ich bin immer davon ausgegangen, dass ältere Menschen am liebsten Musik hören und wenig Interesse an einem Besuch im Museum haben. Heute gehört der Besuch von Ausstellungen, Museen und Galerien zu meinem festen Freizeitangebot für ältere Menschen. Das Spektrum ist sehr breit und reicht vom Bundesbrief-Museum in Schwyz über das Museum in der Glasi Hergiswil bis zum Verkehrshaus in Luzern, das vor allem Männer immer wieder aufs Neue fasziniert.