Senioren am Steuer

Vorweg: Zu diesem Thema scheiden sich die Geister. Aber wie der Tagesanzeiger vom 28. Februar 2017 darüber berichtete, ist die Zahl der Ausweisentzüge bei über 69-Jährigen Senioren letztes Jahr um ein Fünftel gestiegen.

Wer in der Schweiz im höheren Alter noch Auto fahren will, muss seine Eignung alle zwei Jahre testen lassen. Beim Arzt werden Sehschärfe, Gesichtsfeld, Hörvermögen, Reaktionstest und den allgemeinen Gesundheitszustand gemessen. Am 8. Juni 2016 hat der Ständerat einer Initiative von Nationalrat Maximilian Reimann zugestimmt, welche verlangt, dass die Fahreignungsuntersuchungen ab dem 75. anstatt wie heute ab dem 70. Altersjahr durchzuführen sind. Diese Abstimmung führt nun zu einer Anpassung der heutigen Regelungen. Bis dieser (auf Bundesebene geführte) Gesetzgebungsprozess abgeschlossen ist und die neuen Bestimmungen in Kraft getreten sind, gilt weiterhin die heute gültige Regelung der periodischen Untersuchungspflicht ab dem 70. Lebensjahr. Vor 2018 ist nicht mit dem Inkrafttreten der Änderungen zu rechnen.

Eines ist sicher: Viele ältere Menschen empfinden es oft als Schikane, dass sie alle zwei Jahre zum Untersuch gehen müssen. Heute sind 70-jährige Persönlichkeiten zum Teil top fit oder sogar noch berufstätig. Für viele Senioren ist die zu frühe Führerschein-Abgabe wie der Einzug ins Altersheim.

Senioren fahren mit jedem Altersjahr schlechter Auto.

Der Prozess ist schleichend: Das Strassenschild, das vor einem Jahr noch klar erkennbar war, ist jetzt stark verschwommen. Man ist unsicher, welches Schild (grün oder blau) zur Autobahn oder zur Nationalstrasse gehört. Die Geräusche, die eindeutig einem Laster, einem Auto oder einem Zug zuzuordnen waren, werden immer leiser, oder sind immer schwerer voneinander zu unterscheiden. Eine neue Umgebung verursacht nicht Freude, sondern löst Verwirrung aus. Da war doch früher eine Stoppstrasse und jetzt steht man vor dem Kreisel.

Je älter ein Mensch wird, desto unsicherer wird er in vielen Fällen auch am Steuer. Für Angehörige beginnt dann eine schwierige Phase. Die eigenen Eltern davon zu überzeugen, sich nicht mehr ans Lenkrad zu setzen, ist alles andere als einfach. Klare Regeln gibt es dafür nicht.

Meine Erfahrung hat ergeben, dass die Unsicherheit im Winter verstärkt wird. Schneefall, eisige Strassen und schlechte Sicht lösen oft Angst und Unbehagen aus. Zudem gibt es auch viele jüngere Menschen oder Menschen mit wenig Fahrpraxis, die die Unsicherheit von Senioren noch verstärken.

Senioren bauen weniger Autounfälle als junge Lenker.

Im Vergleich zu jungen Fahrern bauen Senioren sogar weniger Unfälle. Aus meiner Erfahrung passen sich viele ältere Menschen von selbst ihrer veränderten Gesundheitslage an. Es beginnt vielleicht mit Schwierigkeiten beim Ein- und Ausstieg aus dem Fahrzeug. Da wird man dann den Sitz verstellen oder ein Auto mit breiterem Einstieg kaufen. Wer schlechter im Dunkeln zurecht kommt (wie oben beschrieben im Winter), fährt lieber tagsüber oder lässt zumindest einen grösseren Abstand zum Vorderauto. Auf diese Weise kompensierten Senioren sinnvoll ihre Defizite. Natürlich reicht das nicht immer aus.

Ab einem gewissen Alter ist ein Fahrdienst die beste Lösung.

Viele Senioren haben Angst, dass sie mit der Führerscheinabgabe ihre Mobilität, ihre Freiheit und ein Stück Leben abgeben. Auch das Fahrrad oder ein Moped als Ersatz kommt oft nicht infrage, weil sich die Senioren auch darauf unsicher fühlen.

In der Stadt können ältere Menschen auf Busse, Bahnen und Taxen zurückgreifen. Auf dem Land ist das zum Teil schwieriger. Das müssen Kinder oder Angehörige berücksichtigen. Die Problematik ist daher mit einem Gespräch nicht gelöst.

Als Kind oder als Angehöriger muss man sich mit diesem Thema beschäftigen. Entweder man ist selbst gefordert, einen Fahrtdienst zu machen, um den Vater oder Mutter zu einem Arztbesuch oder Einkauf zu fahren. Viele Kinder oder Angehörige ist es aus beruflichen und zeitlichen Gründen gar nicht möglich, diesen Fahrdienst zu übernehmen. Deshalb bietet Christines Seniorenbetreuung nebst anderen Dienstleistungen diesen Fahrdienst auch an.

Fahrtraining für Senioren.

Auffrischung und Fahrtraining (z.B. auch in Deutschland) für mobil gebliebene Senioren, die ihre Fahrfähigkeiten und ihr Wissen verfeinern und ausbauen wollen, bieten verschiedene Anbieter an. Der TCS hat zum Beispiel Kurse für «Älter und sicher 60+» oder «Generation 70+». Diese Kurse sind besonders für ältere Menschen geeignet, die ihre Mobilität wahren möchten. Sie bieten ihnen grosse Erfahrung an und verbinden diese mit neuen Erkenntnissen. Das beinhaltet Theorie und Praxis.

Meinen Blog schliesse ich ab mit folgendem Fazit ab! Sofern alle rechtlichen Vorschriften und gesundheitliche Zeugnisse vorliegen und diese positiv abschneiden – darf man älteren Menschen überlassen, wann der richtige Zeitpunkt für die Fahrausweisabgabe gekommen ist. Sie können noch immer selber entscheiden!