Froher Advent und fröhliche Weihnachten? So sehen es beileibe nicht alle. Während die einen den letzten Monat im Jahr als freudige Zeit wahrnehmen, ist er für die anderen einfach nur ein Graus. Denn nicht zuletzt bedeuten Advent und Weihnachten auch Stress: Da gilt es Weihnachtswünsche zu erfüllen, und Familienfeste wollen geplant und vorbereitet werden. Der Druck, den man sich selbst schafft, um an den Festtagen zu brillieren und seinen Lieben die perfekte Feier zu präsentieren, lastet schwer auf mancher Familie. Auch ersticken die Innenstädte beinahe im hektischen vorweihnächtlichen Rummel, was der Stimmung auch nicht zuträglich ist. Hinzu kommt die deprimierende Weltlage – wobei der aktuelle Ukraine-Krieg nur ein Beispiel von vielen darstellt. Von Erwartung und Besinnung bleibt da nicht viel übrig. Für die jüngere Generation ist das schon schwer genug. Aber wie gehen ältere Menschen damit um? Vielleicht tut hier ein Perspektivwechsel gut. Es kommt nämlich ganz darauf an, wo man hinschaut.
Damals wie heute: Eine Zeit für Freude, Stille, Gebet und Gesang
Denn der Advent ist ja auch die Zeit der Weihnachtsmärkte, des Glühweinduftes, des Guetzlibackens, Zeit für Freude, Stille, Gebet und Gesang. Viele dieser Möglichkeiten nutzen Seniorinnen und Senioren sehr gerne für sich alleine und in der Familie. Gerne schauen sie in Gedanken in ihre Kindheit zurück – und schwelgen darin, wie sie «einstmals» Advent und Weihnachten begangen haben. Bei vielen war es dabei gar nicht so anders als heute: Der eine konnte nicht genug von den Festtagen bekommen, und dem anderen graute davor. Allerdings waren die Weihnachts(wunsch)listen schon viel kleiner und bescheidener: Kerzen, Sterne, Tannengrün, Märchen und frostige Temperaturen mit viel Schnee – das vor allem machte früher die (Vor-)Weihnachtszeit aus und bleibt vielen älteren Menschen bis heute in bester Erinnerung.
Über die Generationen hinweg: Hoffnung und Sehnsucht für alle
Unabhängig vom Alter und der Religion ist man sich in unserer Gesellschaft weitgehend einig: Advent und Weihnachten ohne Licht und Glanz, ohne Hoffnung und Sehnsucht, Wünsche und Erinnerungen – das ist einfach unvorstellbar. Doch gerade für Seniorinnen und Senioren bringt diese Zeit einen Hoffnungsschimmer auf weitere glückliche und gesunde Jahre. Und es ist schon so: Für Menschen christlichen Glaubens – also nicht wenige! – schliesst sich an Weihnachten der Kreis. Dann, wenn Gott sie mit seinem Sohn beschenkt, auf dass er Friede und Trost bringe. Diese Botschaft kann selbst für Nichtchristen Anlass für ein Fest des Friedens und des harmonischen Zusammenseins innerhalb der Familie sein.
Und für alle: Der Adventskranz leuchtet bis zum Weihnachtsabend
Wenn die Augen mancher Seniorin und manches Seniors gegen das Jahresende hin strahlen, dann hat dies einen besonderen Grund: Am Weihnachtsabend leuchtet der Adventskranz so hell wie Christus – er nimmt das Bild von der Sonne auf, die an Weihnachten wieder an Stärke gewinnt und Christus symbolisiert. Und einmal mehr spielt hier der Glauben nur eine untergeordnete Rolle, öffnet sich die Bedeutung für alle Menschen. Denn schon in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Ring aus Tannenzweigen mit den vier Kerzen überkonfessionell. Seine Symbolik verträgt sich auch mit den liturgischen Vorgaben der katholischen Kirche. Heute ist der Adventskranz in fast allen schweizerischen Wohnzimmern heimisch. Lichterglanz oder Geschenke-Stress: Letztlich liegt es jedoch an uns, wie wir diese Zeit der Erwartung und des Feierns begehen wollen. Vielleicht braucht es dazu einfach die Worte eines älteren Menschen mit viel Lebenserfahrung. Er oder sie wird uns mitteilen, dass es für die grosse Freude im Advent und an Weihnachten eigentlich nur ganz wenig braucht. Aber davon ganz viel: Zeit füreinander.