In den letzten Jahrzehnten ist für viele Menschen freiwilliges Engagement zur Gestaltung ihres Lebens nach der Pensionierung immer wichtiger geworden. Und es geht dabei nicht nur darum, den Wegfall der beruflicher Herausforderungen und der beruflicher Kontakte zu kompensieren. Je nach Erhebung waren in den letzten zwanzig Jahren zwischen 40 und 50% der 65- bis 74-Jährigen irgendwie und irgendwo freiwillig engagiert (wobei Männer häufiger organisiert tätig und Frauen häufiger informell aktiv sind). Auch von den zuhause lebenden Menschen im Alter von mehr als 74 Jahren sind je nach Erhebung immer noch zwischen 20 und 30% freiwillig engagiert. (Quelle: François Höpflinger) Wenn man sie nach ihren Motiven fragt, ein Ehrenamt im Alter auszuüben, so sagen immer mehr Seniorinnen und Senioren: Sie wollen ihre Zeit sinnvoll nutzen und ihre Kenntnisse und Erfahrungen weitergeben. Wobei: Meistens wird ein Ehrenamt im Alter von jenen Menschen ausgeübt, die sich bereits im Laufe ihres Berufslebens freiwillig engagiert haben. Freiwilliges Engagement dank Senioren ist aber auf jeden Fall ein Gewinn für alle.
Angebote/Möglichkeiten für freiwilliges Engagement?
Es gibt viele Gelegenheiten, um als ältere Person ein freiwilliges Engagement anzunehmen. Je nach Fähigkeiten und Interessen besteht die Möglichkeit, in einer sozialen bzw. karitativen Organisation tätig zu werden. Das kann zum Beispiel der Fahrdienst beim Schweizerischen Roten Kreuz oder bei Tixi sein. Kirchliche Organisationen oder Religionsgemeinschaften sind ebenfalls stark auf freiwilliges Engagement angewiesen. Aufgaben wie Lektorin oder Kommunionhelferin werden heutzutage meistens von Senioren wahrgenommen. Senioren wiederum, die schon immer sehr gerne gesungen haben, nehmen oft ein Amt in einem Kirchenchor an. Gerade in solchen Organisationen fehlt es nicht selten an Nachwuchs. Freiwilliges Engagement durch Senioren wird aber auch von Sport-, Gemeinde-, Orts- und Quartiervereinen, im Umweltschutz sowie in Interessenverbänden sehr geschätzt. Wenn jemand als Seniorin oder Senior ein Ehrenamt ausüben möchte, dann wird ihr bzw. ihm bei der Suche im eigenen Kanton oder bei Pro Senectute sicher gerne geholfen.
Informelle Freiwilligenarbeit im näheren sozialen Umfeld
Die von älteren Menschen geleistete Freiwilligenarbeit ausserhalb der Institutionen ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Betreuung des eigenen Partners, von Enkeln, Menschen mit Beeinträchtigungen, Kranken und Betagten – all dies würde ohne Seniorinnen und Senioren fast nicht mehr funktionieren. Diese rüstigen und tüchtigen Menschen übernehmen ein grosses Spektrum an Aufgaben: Einkäufe, Transporte für gehbehinderte Menschen, Haus- und Gartenarbeiten, administrative Tätigkeiten, Mithilfe bei Veranstaltungen, Anlässen oder gemeinnützigen Projekten und so weiter. Allerdings: Eine gesunde körperliche und geistige Verfassung ist für ein freiwilliges Engagement unverzichtbar.
Persönliche und gesellschaftliche Vorteile
Ich bemerke es ebenfalls: In den letzten Jahren lassen sich immer mehr Menschen für ein Ehrenamt als Seniorin oder Senior begeistern. Das ist sicher auch auf die demographische Entwicklung zurückzuführen. Menschen, die heute aus dem Berufsleben ausscheiden, sind so gesund und vital wie nie zuvor. Und die Leute werden einfach viel älter als früher. Auch leben ältere Personen heute immer öfters allein und nicht mehr in unmittelbarer Nähe ihrer Kinder und Enkel. Deshalb können sie über ihre Zeit frei verfügen und sich sozial engagieren. Davon profitiert die Gesellschaft ebenso wie die freiwillig Engagierten selbst. Soziale Kontakte und sozialer Einsatz machen alle definitiv ausgeglichener und glücklicher. Das freiwillige Engagement und auch der Austausch mit anderen Generationen stimuliert die geistige Leistungsfähigkeit. Hinzu kommt die schöne Erfahrung, nach wie vor gebraucht zu werden und eingebunden zu sein. Und dieses Erlebnis hat – in jedem Alter übrigens – eine Steigerung der Lebensqualität zur Folge.