Für mich als private Seniorenbetreuerin sind Gespräche ein ganz wichtiger Bestandteil meiner täglichen Arbeit. Denn indem ich einfühlsam mit Seniorinnen und Senioren spreche – und erst dadurch –, mache ich es möglich, dass gegenseitige Nähe entsteht. Und das ist für beide Seiten ein sehr positiver Effekt. Doch wie ich schon in einem früheren Blog-Beitrag beschrieben habe, ist das manchmal gar nicht so einfach. Fast jedesmal wenn ich älteren Menschen das erste Mal begegne, frage ich mich: Wie nur soll ich den Einstieg ins Gespräch mit ihnen finden? Bei meinen jetzigen Klientinnen und Klienten, dich ich ja zwischenzeitlich schön länger betreue, sind vertiefte Gespräche hingegen oftmals leichter. Doch genau hier liegt immer wieder die Herausforderung: Wie geht man eigentlich genau vor, um Gespräche mit Senioren zu vertiefen und damit Nähe zu schaffen? Nun, eine exakte Anleitung dazu gibt es wohl nicht – dazu sind die Menschen dann doch zu verschieden und ihre Erwartungen und Reaktionen einfach nicht vorhersehbar. Aber ein paar hilfreiche Tipps hätte ich schon. (Natürlich ist diese Aufzählung nicht abschliessend.)
Wie spricht man mit älteren Menschen?
Zuerst einmal und vor allem anderen: Man spricht mit Anstand – Senioreninnen und Senioren sind keine Kinder! Selbst wenn ein älterer Gesprächspartner durch eine Krankheit (z.B. Frontotemporale Demenz) eingeschränkt ist, behandelt man diese Person stets als einen Erwachsenen und spricht im entsprechenden Ton mit ihr. Die Grundlage von Gesprächen ist die Fähigkeit, verständnisvoll zuzuhören, insbesondere wenn das Gegenüber betagt ist. Es ist unabdingbar, älteren Menschen zu vermitteln, dass wir an ihren Geschichten interessiert sind – selbst wenn wir diese vielleicht schon öfters gehört haben und auch in anderen Versionen. Auch ist es sehr wichtig, dass Seniorinnen und Senioren nicht unterbrochen werden. Denn ältere Menschen verlieren dadurch gern einmal den Faden. Auch ich muss mir hier Asche aufs Haupt streuen, denn mir gelingt es leider auch nicht immer, mein Gegenüber ausreden zu lassen. Doch eben: Genau dank diesen ausführlichen Gesprächen mit den Senioren, bei denen sie ausgiebig zu Wort kommen, ist man in der Lage, ihren Gefühlszustand besser zu erfassen. Stellt man Rückfragen zu einem späteren Zeitpunkt oder kommt wieder auf ein bestimmtes Gespräch zurück, fühlt sich der ältere Mensch ernst genommen. Und genau so schafft und vergrössert man Nähe.
Wie lassen sich Kommunikations- und Sprachbarrieren abbauen?
Die Kommunikation mit Seniorinnen und Senioren kann wegen verschiedener Einschränkungen und Beschwerden schwierig sein. Hör-, Sprach- und Gedächtnisprobleme führen dazu, dass ältere Menschen oft vergessen, was sie noch vor wenigen Minuten gesagt haben. Auch fällt es ihnen bisweilen schwer, über ihre Vergangenheit zu erzählen und frühere Geschehnisse auseinanderzuhalten: Die Erinnerungen verschmelzen fortlaufend. Ein weiteres Hindernis für ein vertieftes Gespräch können Generationsunterschiede sein, weil die Interessen zwischen Alt und Jung zu weit auseinanderliegen. Wichtig: Man sollte langsam, laut und deutlich mit einer älteren Person kommunizieren. Ausserdem sollte man nicht zu viele Dinge gleichzeitig besprechen, damit sich die Seniorin oder der Senior nicht in der Geschichte / im Gespräch verliert. Und man sollte lernen, die Emotionen aus den Bewegungen des Körpers und des Gesichts seines Gegenübers zu lesen und abzuspeichern. Auf diese Weise werden wir ältere Menschen besser kennenlernen. Zudem erfahren wir, was sie glücklich oder unglücklich macht. Seniorinnen und Senioren spüren übrigens ganz genau, ob ein Gespräch nur Small Talk ist ober ob man sich wirklich für sie interessiert.
Und worüber kann/darf/soll man mit älteren Menschen reden?
Natürlich ist je nach Tagesform der Seniorin oder des Seniors ein geplantes Gespräch nicht immer möglich. Doch an den Themen, über die man sprechen kann, wird es sicher nicht liegen. Denn davon gibt es mehr als genug. Und geht es einem älteren Menschen einmal nicht so gut, versucht man eben das Gespräch auf eine positive Seite zu ziehen, so wie ich es jeweils mit meinen Klientinnen und Klienten tue. Nach positiven Erinnerungen (Familie, Kinder, Enkel, Jugend, Reisen usw.) zu fragen, wirkt sich dementsprechend meistens auch sehr positiv aus. Wenn ich zum Beispiel erfahren habe, dass mein betagtes Gegenüber bald Urgrossmutter oder Urgrossvater wird, so ist dies normalerweise ein Thema, das diese Person glücklich und entspannt macht. Natürlich lohnt es sich, bei jedem Besuch nach dem Wohlbefinden zu fragen. Auch nach persönlichen Interessen oder Träumen, die noch auf ihre Erfüllung warten. Und wie bereits weiter oben angetönt: Ältere Menschen wollen vor allem ernst genommen werden. Seien wir also geduldig, zuverlässig, liebevoll und ehrlich – Seniorinnen und Senioren öffnen sich nur, wenn sie wissen, dass sie uns vertrauen können. Eine gut funktionierende Kommunikation ist die Grundlage jeder guten Beziehung, ganz besonders mit älteren Menschen. Denken wir also immer daran, dass es den Senioren bei uns besser geht, wenn sie uns gegenüber Sympathie und Vertrauen haben.