Kerzenständer in der St. Martinskirche in Schwyz

Am Lebensausklang sieht das Leben anders aus. Die Vergangenheit ist gross, die Zukunft klein. Wie verändert diese besondere Sicht auf das Leben und die Senioren die Vorstellung vom Tod und vom Göttlichen? Bleibt die Religion privat oder mehr öffentlich?

Papst Franziskus warnt die Religionen vor einem Rückzug aus der Öffentlichkeit. Stattdessen sollten sie sich in den Dienst am Gemeinwohl stellen. Die Welt von heute brauche dringend «eine Kultur der Begegnung und des Dialogs». Brücken müssten «mit Mut und Hartnäckigkeit» gebaut werden, sagte Papst Franziskus im Vatikan.

Religion und Glaube in der Öffentlichkeit und im Privaten.

Glauben ist Privatsache, sagen viele Menschen, wenn sie auf Glaubensfragen angesprochen werden. Sie gehört nicht in die Öffentlichkeit. Zu unserer Gesellschaft gehört der Glaube. Glaube kann Gemeinschaft schaffen und Gemeinschaft stärkt den Glauben – vor allem im letzten Lebensabschnitt.

Religiöse Bürger müssen ihre Überzeugungen ebenso zur Sprache bringen dürfen wie nichtreligiöse. Religionsfreiheit gilt für alle. In einer demokratischen Gesellschaft muss sich jemand religiös äussern dürfen, so wie sich jemand auch atheistisch zum Ausdruck bringen kann. Für beide Parteien gilt gleiches Recht.

Religiöse als auch säkulare Menschen müssen in einer Gesellschaft bereit sein, sich gegenseitig zu respektieren, Verständnis füreinander aufzubringen und auch voneinander zu lernen.

Was bedeutet Glaube im Alter?

Vor allem gegen Lebensende werden alle – nicht nur Senioren – ganz existentiell mit der Frage konfrontiert: Glaubst man an ein Leben nach dem Tode? Hat man Angst vor dem Sterben? Jetzt habe ein Leben lang an diesen Gott geglaubt. Dennoch muss ich im Alter so viel leiden. Oder jetzt bin ich krank und falle vielen zur Last.

In meiner Erfahrung als private Seniorenbetreuerin steht nicht so sehr das Reden über Gott im Mittelpunkt, sondern dass Senioren ihren Weg tapfer mit Gott weitergehen bis in den Tod.

Sind Senioren gläubiger als andere Menschen?

Diese Frage stelle ich mir in meiner Tätigkeit als private Seniorenbetreuerin oft. Ich erlebe viele Seiten von Glauben und Spiritualität. Es gibt Senioren, die im Alter immer besser und tiefer beten können. Sie spüren Gott mehr an ihrer Seite und sie gehen öfters in eine Messe als zu früheren Zeiten.

Dann erlebe ich Menschen, die gerade im Alter spüren, wie sehr sie in der Glaubenserziehung zu ganzen engen christlichen Moralvorstellungen erzogen wurden. In einer schwierigen Zeit haben sie nun Mühe, sich auf ihr Gewissen und Fundament zu verlassen.

Weiter erlebe ich ältere Menschen, die sehr, sehr gläubig sind und vor dem Sterben gar keine Angst haben. Sie erfreuten sich an einem glücklichen, harten aber zufriedenen Leben.

Und dann gibt es Senioren, die von Glauben und Tod gar nichts halten. Sie wollen ihren Tod selber bestimmen.