Seniorengruppe, die schlechte Nachrichten erfahren

Mein kürzlich verstorbener Papi wurde 102 Jahr alt. Mein Mami, bald auch 90 Jahre alt, lebte die meiste Zeit ihres Lebens in einem kleinen Dorf im Kanton Schwyz. Wenn wir unsere Eltern früher besuchten, berichteten sie uns jeweils von vielen Neuigkeiten: Jemand war an Krebs erkrankt und früh verstorben; Menschen aus dem Dorf hatten ihren Job verloren; oder es hatte eine Trennung in der Familie gegeben. Manchmal dachte ich mir, was haben diese armen Menschen Schreckliches erleben müssen! Doch dem war natürlich nicht so. Meine Mutter wie mein Vater erzählte uns eben nur die Geschichten (und natürlich nicht nur negative), die er oder sie für berichtenswert hielt. Heutzutage finde aber nicht nur ich, sondern auch meine Klientel öfters, dass es immer mehr schlechte Nachrichten gibt. Wie gehen Senioren mit diesen negativen Eindrücken um? Hier ein paar Beispiele, wie sie das tun und sich gegen das Negative wehren.

Man muss die Welt nicht vergessen, aber man kann sie ausblenden

«Auf der Welt gab es immer und wird es immer schlechte Nachrichten geben.» Dieser Aussage kann ich mich anschliessen, denn das empfinde ich eigentlich auch so. Des Öfteren höre ich, dass es schon immer Kriege gegeben hat – früher waren es eher diejenigen mit Munition (also Mann gegen Mann), und heute sind es Wirtschaftskriege mit grossen Machtansprüchen. Das zeigt jetzt auch der Ukraine-Krieg. Die letzten drei Jahre hingegen dominierte die Corona-Pandemie das Weltgeschehen. Negative Nachrichten wie diese lösen bei uns allen Gefühle von Wut, Hilflosigkeit, Angst und Trauer aus. Das ist inzwischen breit erforscht. Sich diesen Zusammenhang bewusst zu machen, ist der erste Schritt. Ich kenne ganze viele Senioren, die sich deshalb einfach keine Tagesschau mehr ansehen, in der Zeitung keine negativen Berichte mehr lesen und sich lieber einem schönen Film oder einem guten Buch widmen.

Gute Gespräche und Geschichten helfen, den «Negativfilter» auszuschalten

Unsere Gesprächskultur ist relativ problemorientiert. Viele Gespräche oder Geschichten beginnen wir mit negativen, meist aber total belanglosen Dingen («Ich habe im Stau gestanden.» «Ich habe schlecht geschlafen.» «Ich habe gerade furchtbaren Stress.» …). All diese Ärgernisse dürften viele von uns kennen. Ältere Menschen interessieren sie aber überhaupt nicht, und daher ist ein Gesprächs-Start mit solchem Smalltalk nicht empfehlenswert. Wie können wir aber den «Negativfilter» ausschalten? Am besten, man startet gleich mit etwas Positivem: «Schauen Sie, so schönes Wetter haben wir heute!», oder «Gut sehen Sie heute aus. Waren Sie beim Coiffeur?», oder auch «Wie war der Besuch Ihres Enkels?» Solche Fragen erleichtern den Einstieg ins Gespräch und tragen dazu bei, dass es eher positiv verläuft.

Schlechte Nachrichten sollte man grundsätzlich (ver)meiden

Die Weiterentwicklung der Technik und die Ausweitung der Medienlandschaft bringen es mit sich: Wir werden heute praktisch 24 Stunden am Tag mit Nachrichten «bombardiert». Und es handelt sich, nebenbei gesagt, mehrheitlich um schlechte Nachrichten. Auch viele Seniorinnen und Senioren können oder wollen der Informationsflut nicht ausweichen (wenn ich dies auch aus eigener Erfahrung etwas relativieren kann: Ältere Menschen sind natürlich immer noch viel weniger betroffen als die jüngere Generation!). Um mitzuhelfen, das Mass an schlechten Nachrichten immerhin in Grenzen zu halten, wende ich mich gelegentlich an «meine» Senioren und empfehle ihnen Folgendes, vor allem für dem Abend:

  1. Keine Technik im Schlafzimmer! Geht man ins Bett, sind Smartphones und Fernseher tabu. Mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen also diese Geräte ausschalten. Denn die negativen Nachrichten bleiben in Erinnerung und das blaue Licht der Bildschirme hindert einen am Einschlafen. Frühes Abschalten hingegen erhöht die Chance auf eine ruhige Nacht ohne aufwühlende Träume oder schlimme Gedanken.
  1. Immer das Positive suchen. Um nicht nur Negatives zu lesen, kann man gezielt positive Websites im Internet und erbauliche Fernseh-Programme aufsuchen. Dort (z.B. auf Arte) findet sich Wundersames aus der Tierwelt oder interessante Berichte über ferne Länder und fremde Kulturen.
  1. Auch Meditieren oder Beten hilft. Viele Seniorinnen und Senioren – auch diejenigen, die ich betreue – sind gläubige Menschen oder mit Gebet und Meditation vertraut. Sich diesen Werten anzuvertrauen bringt Ruhe und Hoffnung in die Seele. Es schafft Positives, Mut und inneren Frieden.