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Von Inkontinenz Betroffene haben Schwierigkeiten damit, ihre Blase zu kontrollieren. Inkontinenz ist gerade bei Seniorinnen und Senioren weit verbreitet. In meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin komme ich mit diesem Thema öfters in Berührung. Da Inkontinenz nach wie vor ein intimes und zugleich sensibles Thema ist, verschweigen viele Betroffene ihre Beschwerden. Gemäss Bundesamt für Statistik sind in der Schweiz über 15% der Frauen und 25% der Männer (ab 80 Jahren) inkontinent. Kann man etwas gegen dieses Leiden tun? Die Antwort lautet klar: Ja. Hier ein paar Tipps, wie betroffene ältere Personen den Alltag besser meistern können.

Was sind mögliche Ursachen?

Die Inkontinenz bei Seniorinnen und Senioren kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Zum Beispiel:

  • Harnwegsinfektionen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (beispielsweise Antidepressiva)
  • Praktische Probleme älterer Menschen, z. B. damit, rechtzeitig zur Toilette zu kommen oder die Kleidung zu öffnen, weil sie nicht mehr so schnell gehen können
  • Höhere Empfindlichkeit der Blasenwand oder geschwächtes Gewebe um den Harnleiter
  • Erkrankungen des Gehirns oder Nervensystems (z.B. durch übermässigen Alkoholkonsum, Diabetes Typ 2 und verschiedene Tumorarten)
  • Altersbedingte Veränderungen der Geschlechtsorgane
  • Neurologische Erkrankungen wie Parkinson, Multiple Sklerose und Querschnittslähmung
  • Erhöhter Druck im Bauch- und Beckenbereich wegen Übergewicht
  • Bei Männern auch: Vergrösserung der Prostata
  • Verwirrtheit
  • Depression

Wie kann man vorbeugen?

Gegen die Inkontinenz/Blasenschwäche im Alter kann man sich auf verschiedene Arten wappnen. So gibt es diverse bewährte Hausmittel. Nachstehend ein paar Tipps und Ratschläge, die weiterhelfen können.

Hausmittel 1: Spezielle Beckenbodenübungen können die tiefliegenden Muskeln stärken und sich positiv auf die Blasenfunktion auswirken. Eine einfache Übung, um seinen Beckenboden zu stärken, besteht zum Beispiel darin, den Beckenboden immer dann anzuspannen, wenn man warten muss. Das kann man beim Einkaufen im Laden oder beim Sitzen im ÖV oder im eigenen Auto tun. Dieses «Training» hat schon vielen Seniorinnen und Senioren sehr geholfen.

Hausmittel 2: Eine gesunde Ernährung oder eine Anpassung der Ernährung kann der Inkontinenz entgegenwirken. Denn Übergewicht belastet die Blasenmuskulatur und den Beckenboden. Es gibt auch einige Lebensmittel, welche die Blase stärken und Inkontinenz lindern können. Dazu gehören etwa Kürbiskerne, Beeren, Joghurt und Bananen. Es ist ohnehin empfehlenswert, viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte in die Mahlzeiten zu integrieren. Die darin enthaltenen Ballaststoffe bringen nämlich die Verdauung in Schwung und erleichtern den Stuhlgang.
Doch zurück zum Thema. Auch ganz wichtig bei Inkontinenz ist etwas, das zuerst wie ein Widerspruch klingt: Genug Flüssigkeit zu sich nehmen. Aber eben: Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr sorgt dafür, dass der Harn stärker konzentriert wird, was wiederum Drangbeschwerden intensivieren kann. Über den Tag verteilt sollte man deshalb 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit in Form von Wasser oder ungesüsstem Tee zu sich nehmen. Leider trinken Senioren oftmals viel zu wenig und lassen sich schwer davon überzeugen, dass sie mehr trinken müssten.

Hausmittel 3: Geeigneter Sport hilft, der Inkontinenz vorzubeugen. Nebst den Beckenbodenübungen gibt es noch weitere Sportarten, die sich positiv auf die Blasenfunktion auswirken. Dazu zählen Yoga, Pilates, Walking, Velofahren und Schwimmen. Dies sind übrigens alles Sportarten, die für Senioren gut geeignet sind und die Gelenke schonen. Zudem gibt es schon verschiedene Fitnessunternehmen, die Online-Kurse für Sportarten anbieten, welche die Senioren auch zu Hause ausüben können. Sofern man mit Senioren unterwegs zum Sport ausser Haus ist, sollte man allerdings schon darauf achten, dass sie vorher noch auf der Toilette waren.

Hausmittel 4: Achten Sie auf geeignete Kleidung und Produkte. Eine ohnehin empfindliche Blase wird durch enge Kleidung zusätzlich gereizt. Besonders Jeans oder enge Hosen, deren Bund genau auf die Blase drückt, können unangenehm sein. Kleidung mit hoher Taille hingegen unterstützt die Rücken- und Beckenmuskulatur und drückt nicht. Auch für ein sicheres Gefühl gibt es zwischenzeitlich – für Frauen wie für Männer – angenehm zu tragende Produkte/Einlagen. Diese machen es jeder Seniorin und jedem Senior möglich, «befreit» die Freizeit zu geniessen.

Über die Hausmittel hinaus: Beratung beim Arzt ist wichtig, und man kommt eben doch nicht immer darum herum. Viele Menschen scheuen sich zwar davor, mit anderen über ihre Inkontinenz/Blasenschwäche zu sprechen. Sie schämen sich dafür. Spätestens aber dann, wenn das Problem den Senioren-Alltag beeinträchtigt, wird es höchste Zeit, den Hausarzt beziehungsweise einen Facharzt aufzusuchen. Auch bei verstärktem Harndrang in Kombination mit Bauchschmerzen, Schmerzen beim Urinieren, verfärbtem Urin, Erbrechen oder Fieber sollte man sich unbedingt ärztlich beraten lassen, da hier eine ernsthafte Erkrankung Grund für die Inkontinenz sein könnte. Es ist ja nicht immer gleich eine Operation notwendig; im besten Fall helfen auch schon Medikamente, das Problem in den Griff zu bekommen.