Als private Seniorenbetreuerin und auch als Gesellschafterin beschäftigt mich diese eine Frage fast jeden Tag: Was macht im Alter noch Freude? Denn Kreativität und schöpferisches Tun sind für die psychische und physische Gesundheit älterer Menschen extrem wichtig, sowohl für das Wohlbefinden als auch zur Linderung von Krankheiten und Beschwerden. So frage ich meine Klientinnen und Klienten öfters, wann sie das letzte Mal ein Lied gesungen oder ein Instrument gespielt haben. In ihren Antworten zeigt es sich, dass sie mit zunehmendem Alter die Kreativität und die Fantasie etwas verloren haben. Die Zeit für die Kreativität geht im Alter vielleicht tatsächlich etwas zurück. Dennoch macht es ganz vielen älteren Menschen noch Freude, kreativ zu sein. Dabei kann die kreative Seite sie fit halten und ihr Leben bereichern. Hier nun ein paar Tipps für einen kreativen Alltag im Alter.
Einfach etwas tun, weil es Freude macht
Egal, was ältere Menschen noch können oder wollen: Wichtig ist es, dass sie voll bei der Sache sind. Und dass sie etwas tun, weil es ihnen Freude bereitet – ob sie nun wieder mal stricken möchten, einen Gobelin sticken, Gitarre spielen, ein altes Kochrezept ausprobieren oder die etwas verlorene Fremdsprache wieder auffrischen. Nichts muss dabei perfekt sein – auf den Spassfaktor kommt es an. Und die Genugtuung, wenn man wieder auf die etwas verlorenen Pfade zurückfindet.
Musik bleibt auch im Alter wichtig
Wie ich schon in einem anderen meiner Blogs geschrieben habe, wissen wir, dass Musik und Gesang auf jeden von uns eine spezielle Wirkung, einen besonderen Einfluss ausüben. Auch und gerade Seniorinnen und Senioren können von der Schönheit der Musik profitieren. So bremsen das Musizieren und das Musikhören den Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit von älteren Menschen. Zudem löst es auch Glücksgefühle, Freude und Motivation aus. Musik ist also nicht nur bloss irgendeine Tonfolge für unsere Ohren – viel, viel mehr als das! Dabei weiss ich aus meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin, dass die Musik-Stilrichtung entscheidend ist. Und die Wissenschaft scheint es zu bestätigen. So wurde nachgewiesen, dass beim Anhören von ruhigen und sanften Melodien der Körper ein Hormon ausschüttet, welches Stress abbaut. Und dass im Gegenteil bei aggressiver und stürmischer Musik das bekannte Stresshormon Adrenalin in den Körper gelangt. Laute und aggressive Musik tut also gar nicht gut, älteren Menschen ganz besonders, aber auch jüngeren. Klassische und Volksmusik wie auch harmonische Töne generell haben hingegen eine ganz positive Wirkung.
Zeichnen oder malen kann man immer (noch) lernen
Es gibt Menschen (wie zum Beispiel auch mich), die meinen, kein Talent für das Zeichnen oder Malen zu haben. Was natürlich nicht stimmt, denn alles lässt sich erlernen. Und das Talent zeigt sich oft erst, wenn man es einmal ausprobiert. Doch wo und wie fängt man als älterer Mensch mit dem Malen an? Am besten sucht man sich zuerst einmal ein leichtes Motiv. Und was könnte das sein? In der Regel handelt es sich um Objekte mit einfachen Formen, zum Beispiel einen Ball, eine Melone oder einen Apfel. Grundsätzlich gilt: Alles, was rund ist, ist einfach zu zeichnen und zu malen. Viele Früchte gehören dazu. Eine Schale mit verschiedenen Früchten hingegen ist schon etwas schwieriger. Noch anspruchsvoller sind Menschen. Aber wie heisst es so schön: Übung macht den Meister und die Meisterin. Übung und Geduld. Und mit beidem wird man mit der Zeit sicherer – auf einmal fällt es einem es ganz leicht und macht grosse Freude! Die Materialien sind dabei einfach: Für den Anfang genügen sicher Bleistift und Radiergummi. Bei mehr Übung sind Wasserfarben oder Filzstifte gut geeignet. Zeichnen kann man alleine, in der Gruppe oder sogar zusammen mit den Enkelkindern. Das macht dann ganz sicher noch mehr Freude. Und die ersten Schritte fallen nicht schwer: Einige Institutionen, wie z.B. Art School, bieten spezielle Malkurse für Seniorinnen und Senioren an.
Allzeit beliebt: Heimwerken – ob drinnen oder draussen
Nicht nur die Arbeit im Garten oder auf der Terrasse, sondern auch allgemeine handwerkliche Tätigkeiten erfreuen sich bei Seniorinnen wie Senioren hoher Beliebtheit. Endlich hat man mehr Zeit, sich den geliebten Blumen zu widmen! Besonders viele Seniorinnen verbringen ihre Freizeit im Garten zum Beispiel damit, Rosenstöcke zu züchten und pflegen. Die älteren Herren können dabei eine grosse Unterstützung sein, indem sie etwa das entsprechende Beet bereitstellen und beim Einpflanzen helfen. Diese Arbeit fördert die Zweisamkeit und den Austausch über ein gemeinsames Hobby. Auch am Heimwerken in der Wohnung oder im Haus zeigen Frau und Herr Senior(in) grosses Interesse. Den Estrich räumen, neue Accessoires kaufen (und alte entsorgen), Möbel umstellen, Blumensträusse binden und aufstellen – es gibt ganz viele Möglichkeiten für anregende Tätigkeiten im Eigenheim. Gerade Seniorinnen und Senioren finden immer mehr Freude am Heimwerken. Und so wird bei diesem Hobby fleissig gebastelt, renoviert und gebaut. Die verschiedenen Projekte können von kleinen Reparaturen im Garten bis zu grösseren Renovationen am Haus reichen. Das benötigte Werkzeug hängt dabei natürlich vom «Projekt» ab. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass auch neues Werkzeug und Material angeschafft werden muss – alleine oder zu zweit. Hin und wieder kann man dann beobachten, wie nach mehreren Monaten oder Jahren eine richtige und voll ausgestattete kleine Hobby-Werkstatt entstanden ist. Bei aller Begeisterung für den schönen Zeitvertreib gilt es aber immer aufzupassen, dass sich nicht zu viel Neues ansammelt …!