Der Lebensabend ist für viele Menschen die Zeit, in der sie sich langgehegte Wünsche erfüllen. Immer mehr Seniorinnen und Senioren zum Beispiel entscheiden sich dafür, ihr weiteres Leben nicht (mehr) in der Schweiz zu verbringen, sondern im Ausland. 2022 überstieg die Zahl der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer erstmals die Marke von 800’000. Dies entspricht einem Anstieg von 1,5% gegenüber 2021. Rund 11% der Schweizer Bevölkerung wohnen also im Ausland, 64% von ihnen in Europa.
Wie bereits im Vorjahr war die Zunahme in der ältesten Altersgruppe der Auslandschweizerinnen und Auslandschweizer am stärksten. Ins Ausland zu ziehen ist also heute besonders bei den älteren Semestern beliebter denn je. Aus unterschiedlichen Gründen bleibt eine solche Entscheidung aber gerade im Alter eine, die sorgfältig bedacht sein will. Denn sie birgt, neben vielen Vorteilen, auch Risiken, besonders für Seniorinnen und Senioren. Die folgenden Aufzählungen können bei der Entscheidung für (oder auch gegen) den Lebensabend im Ausland helfen. Selbstverständlich sind sie aber weder vollständig noch für alle Interessierten wegweisend.
Mögliche Vorteile einer Auswanderung
Gründe, die Schweiz wenigstens für einen Teil des Jahres oder gleich das ganze Jahr hinter sich zu lassen, gibt es viele. Ein Klassiker ist das Überwintern in einem Land mit angenehmeren klimatischen Verhältnissen (z.B. auf Gran Canaria). So machen sich im Alter viele gesundheitliche Beschwerden bemerkbar, doch besonders im nasskalten Herbst- und Winterwetter werden diese besonders akut. Auf den Kanarischen Inseln oder in Südostasien hingegen ist dies wegen des durchweg warmen Wetters nicht zu erwarten.
Ebenfalls ein wichtiger Punkt: Seniorinnen und Senioren möchten verständlicherweise ihr Leben nach der Erwerbstätigkeit so gut es geht geniessen. Das bedeutet wiederum, mit der zur Verfügung stehenden Altersrente die bestmögliche Lebensqualität zu erreichen. Der Lebensabend im Ausland ist deswegen vielfach auch eine Frage des Geldes, die sich in unterschiedlichen Bereichen stellt. Im Ausland winken mitunter:
- geringere Mieten und Nebenkosten
- günstigere Medikamente
- geringere Ausgaben für Pflegepersonal
- eine bei tieferen Kosten vergleichsweise luxuriöse Betreuung in Seniorenheimen
- eine neue Kultur und Lebensweise, die es einem erleichtert, die schweizerischen Verhältnisse aus der Distanz zu betrachten
- die Gelegenheit, eine neue Sprache zu erlernen, eine andere Kultur kennenzulernen und deren abwechslungsreiche Küche zu geniessen
- ein den Wünschen und der Gesundheit angemessenes Klima und Naturerlebnis
Mögliche Nachteile einer Auswanderung
Doch die Entscheidung, der Schweiz den Rücken zu kehren, will gut überlegt sein, vor allem im höheren Alter. Hier ein paar mögliche Nachteile, die es zu gewärtigen gilt:
- Wer die Schweiz verlässt, lässt Familien und Freunde, Kinder und Enkel zurück. Pflegen Sie deshalb weiterhin intensiv Ihre Kontakte mit der alten Heimat – auch, um eine mögliche Rückkehr zu erleichtern. Man weiss ja nie.
- Wenn Sie der Schweiz adieu sagen, verlassen sie auch die gewohnte Umgebung und Sicherheit des bisherigen Lebens. Das ist nicht immer so leicht, wie es erscheinen mag.
- Ein Umzug ins Ausland ist aufwendig und in jedem Fall kostenintensiver als innerhalb der Schweiz. Denn unter anderem erfordert er ein Team, dass sich mit internationalen Umzügen und den jeweiligen Begebenheiten vor Ort sehr gut auskennt.
- In manchen Ländern muss man teilweise auf die hierzulande gesetzlich garantierte Rente sowie auf die volle Kranken- und Pflegeversicherung verzichten. Deshalb müssen die Lebenshaltungskosten vorher gut angeschaut und abgekärt werden. Schauen Sie sich mit der eigenen Versicherung Lösungen für das Ausland an und nehmen Sie nötigenfalls Anpassungen vor.
- Nicht ganz ausgeschlossen sind ausserdem Kulturschocks durch geistige und sprachliche Unterschiede. Vorbereitung ist daher die halbe Miete: Informieren Sie sich ausführlich über das Land, in das sie auswandern wollen – über Literatur, bei Gesprächen mit Landsleuten und in Sprachkursen.
- Gegebenenfalls entspricht das Gesundheitswesen im Land Ihrer Wahl nicht dem schweizerischen Standard. Erkundigen Sie sich also unbedingt vorher über Spitäler, Medikamentenversorgung und Pflegeeinrichtungen in der neuen Heimat.
Die Senioren-Auswanderung Schritt für Schritt bestens planen
Für auswandernde Seniorinnen und Senioren gilt genauso wie für jüngere Menschen: Der Umzug in ein anderes Land, insbesondere für längere Zeiträume oder auf Dauer, ist ein ernstzunehmendes Unterfangen. Mit Ferien ist das nicht zu vergleichen. Denn auch im Ausland ist der Alltag zu bewältigen. Das bedeutet für Seniorinnen und Senioren, dass sie sich mit einigen grundlegenden Fragen schon im Vorfeld auseinandersetzen. Und dass sie im Zweifelsfall die Angebote der schweizerischen Beratungsstellen in Anspruch nehmen. Die wichtigsten Punkte für einen erfolgversprechenden Ruhestand im Ausland sind, zusammengefasst:
- Rente und Lebenshaltungskosten
Die Rente muss für die Lebenshaltungskosten reichen. Also ist zuallererst eine Gegenüberstellung von verfügbarem Einkommen und zu erwartenden Ausgaben sehr wichtig, genauso wie die Prüfung sonstiger Vermögenswerte (etwa als Rücklagen für Notfälle). - Andere Länder – andere Sitten
Wer nicht in ein Land zieht, mit dem er oder sie schon einigermassen vertraut ist (z.B. in ein Land mit einer ganz anderen Religion als der eigenen), sollte sich auf einen Kulturschock einstellen. Und der betrifft nicht allein das neue Umfeld und die fremde Sprache, sondern je nach Zielland auch ganz unterschiedliche Sitten. - Besonderheiten des ausgewählten Landes
Nicht nur ausserhalb der EU sind landestypische Besonderheiten zu berücksichtigen – und zwar mehr als nur in kultureller Hinsicht. Wie sind zum Beispiel die Rechte und Pflichten im Zielland geregelt? Welche Aufnahmebedingungen gelten? Wie ist es um die medizinische Versorgung bestellt? Wo hat es eine entsprechende Vertretung der Schweiz? Und da gibt es noch ganz viele andere Abklärungen. - Ruhestand im Ausland
Gilt der Ruhestand im Ausland nur für die Wintermonate oder das ganze Jahr? Der Zeitrahmen ist aus vielen Gründen ein relevanter Faktor. Denn es geht um die Konsequenzen von Pflichten wie Steuern oder Krankenkassenprämien. Zum Zeitrahmen gehört darüber hinaus die Frage, ob gegebenenfalls ein Zweitwohnsitz sinnvoll ist. - Rente und Versicherung
Grundsätzlich wird die Schweizer Rente zwar überallhin überwiesen, aber mitunter nur mit Einschränkungen. Zu klären sind ausserdem sämtliche Fragen, die sich rund um das Thema Versicherungen sowie mögliche Spital- und Pflegekosten drehen, damit für alle Eventualitäten ausreichender Schutz besteht. - Pflege- und Pflegekosten
Von besonderer Bedeutung ist sicherlich das Thema Pflege und Pflegeversicherung. Das kann für Seniorinnen und Senioren in fortgeschrittenem Alter sehr wichtig sein. Daher ist eine frühzeitige Abklärung sehr wichtig.
Diese kleine Auflistung zeigt einige wichtige Punkte, die es schon vor der Auswanderung ins Ausland zu beachten gilt. Sie erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch sollte ich hier nicht verschweigen, dass auch bei intensiver Vorbereitung auf den Umzug der Erfolg nicht garantiert ist. Dennoch: Seniorinnen und Senioren mit Auswanderungswunsch stehen heutzutage derart viele Optionen zu Verfügung, dass sich der Ruhestand im Ausland auf jeden Fall realisieren lässt. Aber eben: Ohne eine doch recht intensive Vorbereitung geht es leider nicht.