Mit «Melancholie» bezeichnet man eine durch Schwermut bzw. Schwermütigkeit, Schmerz, Traurigkeit oder Nachdenklichkeit geprägte Gemütsstimmung. Diese geht in der Regel nicht auf einen bestimmten Auslöser oder Anlass zurück. Als psychische Veranlagung oder Krankheitsbild ist der Begriff allerdings im 20. Jahrhundert weitgehend durch die «Depression» ersetzt worden. Dennoch wird die Melanchonie breit diskutiert und erforscht – in Philosophie, Medizin, Psychologie, Theologie und Kunst. (Quelle: Wikipedia)
So weit zur Theorie. Wenn aber Menschen – insbesondere Seniorinnen und Senioren –ganz konkret Gefühle von Melancholie, Trübsinnigkeit und Traurigkeit erleben? Und wenn sie dies nicht akzeptieren können? Was kann ihnen dagegen helfen?
Melancholie kann man zulassen und auf die innere Stimme hören
Wir alle kennen solche Momente: Man ist ohne Freude oder «hat sehr nahe am Wasser gebaut». Es ist, als ob sich ein dunkler Schleier über die Seele gelegt hat. Alles erscheint in einem traurigen Licht. Man sitzt als alter Mensch einsam zu Hause, stürzt auf der Treppe oder lässt eine Vase mit frischen Blumen fallen – Kleinigkeiten genügen schon, damit Tränen fliessen. Auf Smalltalk mit anderen Menschen hat man keine Lust. Man will viel lieber allein sein und in seiner Gedankenwelt leben. Das Phänomen ist tatsächlich häufiger, als man vielleicht erwarten würde: Eine Studie des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums zeigt, dass rund 20% der Bevölkerung laut eigenen Angaben in den letzten 2 Wochen depressive Symptome (also eine melancholische Phase) gehabt haben.
Doch was solche Studien auch zeigen: In unserer heutigen lauten und anonymen Gesellschaft scheint die Melancholie etwas Krankhaftes an sich zu haben. Und alle meinen, man müsse sie behandeln. Entweder mit Medikamenten oder mit gut gemeinten Ratschlägen. Als Seniorenbetreuerin und auch als Privatperson kenne ich diese Gefühle gut – bei mir wie bei meiner Klientel. Ich bin allerdings der Überzeugung, dass man Melancholie zulassen und dafür mehr auf die innere Stimme hören soll. Man soll sich Gedanken darüber machen, wie diese Melancholie entstanden ist. Es findet sich z.B. in der Meditation und/oder im Gebet die Möglichkeit, seine Gedanken in Ruhe zu bringen.
Wenn Melancholie zu viel wird: Was kann dagegen helfen?
Vorab: Es gibt ganz sicher kein Patentrezept gegen Melancholie. Melancholie ist genauso ein Teil von uns wie Glück, Trauer oder Lebensenergie. Die Melancholie ist aber auch eine Quelle der Kraft. Menschen mit Melancholie gehen mit ihren Mitmenschen deutlich behutsamer um. Sie können sich in andere hineinversetzen und gestehen ihnen ebenfalls diese Momente zu. Viele haben mit dieser Eigenschaft, auf die Melancholie «einzugehen», auch die Fähigkeit, das Leben auf tiefgehende Weise zu reflektieren. Daher auch sind viele Künstler oder Schriftsteller melancholisch.
Aus meiner Sicht sollte man beim Auftreten einer melancholischen Stimmung in sich hineinhören. Und man sollte die Gelegenheit nutzen, um seine eigene Mitte wieder zu finden. Dafür braucht es Zeit und Ruhe für Körper und Geist. Ob in der Natur, in den eigenen vier Wänden oder in einer Therapie, die auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt ist. So findet man durch die Melancholie und mithilfe der Melancholie zu seiner inneren Ausgeglichenheit zurück.