Mitempfinden älteren Menschen

Sicher haben auch Sie den Spruch «Mitempfinden anstatt mitleiden» so oder ähnlich schon einmal gehört; viele von uns beschäftigt er im täglichen Leben. Doch wie handelt man richtig mitfühlend? Was gibt es für Unterschiede? Und wo gibt es wertvolle Hilfe für die Umsetzung? Beide der genannten Begriffe, «Mitempfinden» und «Mitleiden», sind sicher sehr nahe beieinander. Mitempfinden bedeutet, dass man sich in einen anderen Menschen hineinversetzt und Empathie zeigt. Mitleiden wiederum steht für ein Gefühl der Anteilnahme, des Bedauerns gegenüber einem Menschen, der sich in einer unglücklichen Situation oder Verfassung befinden. Eines muss allerdings klar gesagt sein: Das Mitleiden schadet einem oft selber und sollte deshalb vermieden werden. Mitzuempfinden hilft einem persönlich und der betroffenen Person meistens mehr. Das gilt für Seniorinnen und Senioren ebenso wie für deren Betreuungspersonal, aber auch für Menschen ganz allgemein. Im Folgenden habe ich einige Tipps zusammengetragen, die mir persönlich im Alltag helfen mitzufühlen und nicht einfach nur mitzuleiden. Vielleicht ist sie auch Ihnen hilfreich!

Tipp 1: Mitempfinden heisst auch Abstand wahren

In meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin erlebe ich sehr oft traurige Momente. Diese ergeben sich zum Beispiel, wenn sich in einer Institution die Bewohnerinnen und Bewohner nicht untereinander verstehen oder das Pflegepersonal zu wenig Zeit für sie hat. Auch überfordert die rasante Entwicklung der Technik manche der Seniorinnen und Senioren, und sie fühlen sich ausgestossen. Viele von ihnen sind oft alleine, wissen mit ihrer Zeit nichts mehr anzufangen oder vermissen ihre Angehörigen. Oder aber sie sind schwerkrank und können nicht sterben. Selbstverständlich gibt es noch viele weitere Gründe. Wichtig für mich ist dabei aber immer, dass ich versuche, die betroffenen Menschen zu verstehen, und ihnen vermittle, dass sie nicht alleine sind. Vor allem zeige ich immer eine positive Sicht auf, um die Situation zu entschärfen. Und was auch immer es ist, das Probleme verursacht – es darf nicht zu meinem eigenen Problem werden. Bei allem Mitempfinden ist ein gesunder «Abstand» sehr wichtig. Auch wenn es mir nicht immer gelingt, diese Distanz zu schaffen und zu halten.

Tipp 2: Mitempfinden ist alltagstauglich

Vielleicht kann ich einem Menschen nicht die grosse Last seines Leids abnehmen, aber ich kann für kurze Zeit für diese Person da sein. Selbst wenn meine Anwesenheit oder die Anwesenheit von anderen Menschen nur bewirkt, dass sich jemand in seinem Leid nicht mehr ganz so allein fühlt wie zuvor, ist dies schon ein sehr grosses Hilfsangebot. Mitempfinden ist alltagstauglich und praktisch. Es führt zu hilfsbereitem Handeln. Dies kann konkret heissen, dass ich einer älteren Person Zeit schenke und ein Gespräch mit ihr führe – oder auch einfach nur ihre Hand halte. Mitempfinden kann aber auch bedeuten, ein kleines Geschenk oder eine handgeschriebene Karte mitzubringen. Oder auf der Strasse jemanden freundlich zuzunicken, und das mit einem Gefühl von echter Verbundenheit. Ein Lächeln kann so viel bewirken!

Tipp 3: Mitempfinden macht stark

Mitempfinden (eine alltägliche Übung) macht mich stark, weil ich eine gewisse Distanz zu älteren Menschen aufrechterhalte. Ich versuche weniger emotional auf Situationen einzugehen. Durch diese Distanz bin ich eher in der Lage zu helfen und kann den Menschen eher das Gefühl vermitteln, dass diese Situation nicht aussichtslos ist. In diesem Moment, in dem ich Mitempfinden zeige, mache ich den ersten Schritt. Ich leide zwar nicht mit, nehme aber meine Klientinnen und Klienten sehr ernst. Sie fühlen sich dadurch leichter und sehen eher «ein Licht am Ende des Tunnels». Meine Zuversicht überträgt sich oftmals auf meine Seniorinnen und Senioren, und wir suchen dann gemeinsam nach Lösungen. Nicht selten braucht es dafür mehrere Anläufe. Und ich muss stets daran denken, den Abstand zu wahren. Denn würde ich mich nun auch der Traurigkeit hingeben, wäre das für micht eine zu grosse Belastung.

Tipp 4: Mitempfinden kann man lernen

Ist das Mitempfinden einfach eine Gabe, die man hat – oder eben nicht? Aus persönlicher Erfahrung weiss ich, dass man diese Fähigkeit erlernen kann. Als religiöser Mensch versuche ich das Mitempfinden im Gebet, in der Ruhe und in der Meditation zu entwickeln. Es hilft mir dabei, den stressigen und anspruchsvollen Alltag einfühlsamer zu leben. Ich bin mir dabei bewusst: Es ist nicht einfach, anstatt Mitleid Mitempfinden zu zeigen und dabei auch einen Schritt zurückzutreten, achtsam zu handeln und mitfühlend und weise die Situation zu meistern. Aber es ist eine Herausforderung, die ich täglich gerne annehme.

Wenn Sie noch mehr zum Thema «Mitempfinden anstatt Mitleiden» erfahren möchten, könnten Ihnen die folgenden Links hilfreich sein:

Metta Meditation
Mediationen
Honora Zen Kloster