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In meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin oder als Gesellschafterin für Seniorinnen und Senioren gehören zuhören und reden einfach dazu, wie das «Amen» in der Kirche. Und dabei erleben ich immer wieder die positive Macht der Rede. Denn viele Senioren beherrschen diese Kunst selber. Und praktisch alle schätzen sie in ihrer ganzen Vielfalt. Einige erzählen mir von früheren Schicksalsschlägen bis hin zu ihren aktuellen Sorgen, und sie können das ganz in Ruhe tun. Es gibt aber auch Fälle, wo ältere Menschen sehr aufgebracht und wütend sind. Manchmal wird es für mich schwierig, die richtigen Antworten zu geben respektive mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Doch worin besteht nun die Kunst, Gespräche aktiv zu lenken? Welche Arten der Rede können eine positive Wirkung haben? Auf vier verschiedene «Redens-Arten» im täglichen Umgang mit älteren Menschen möchte ich im Folgenden kurz eingehen.

1. Die gemeinschaftsbildende Rede

Die gemeinschaftsbildende Rede oder das Gespräch ist in jeder Hinsicht sinnvoll. Es trägt oft dazu bei, Barrieren abzubauen. Doch mit welchen Mitteln schafft man das? Als Erstes grüsst man die Person. Man nimmt wörtlich und bildlich mit ihr Kontakt auf. Offenheit und Sympathie werden mit dem Mitmenschen ausgetauscht. Man unterhält sich, plaudert freundlich miteinander, ist gesellig, fröhlich, höflich und feinfühlig. Diese Form von Rede kann und soll überall angewendet werden. Mir hilft sie beim ersten Kennenlernen oder bei Situationen, wo ich eine Ablehnung oder Unverständnis spüre.

2. Die aufrichtende Rede

Mit meinen Klientinnen und Klienten aufrichtig zu sprechen ist für mich in meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin ein wichtiges Instrument. Viele ältere Menschen sind einsam und fühlen sich verlassen und verloren. Deshalb lasse ich sie aussprechen. Ich nehme sie in die Arme, und wenn sie es wünschen, können sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Dafür schaffen wir eine warme und vertrauensvolle Atmosphäre. Die Seniorinnen und Senioren können bei mir ihr Herz ausschütten. Ich wende mich ihnen ganz zu und tröste sie. Mein liebevoller Umgang trägt dazu bei, dass sie sich beruhigen, und hilft, sie wieder aufzumuntern, so dass sich ihre Situation, wie schwer sie auch sein mag, wieder verbessert.

3. Die informierende Rede

Wie ich in meinen Blogs schon öfters kommuniziert habe, sind ältere Menschen ein sehr wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Wir alle können viel von ihnen lernen. Deshalb ist es bedeutend, dass wir miteinander unsere Gedanken austauschen und uns gegenseitig bestätigen. Angeregte Gespräche helfen für das Verständnis aller Menschen untereinander. Die informierende Rede – sich mitteilen, hinweisen, zum Teil auch belehren: All das ist bereichernd. Die Sichtbarkeit jedes und jeder Einzelnen in der Gesellschaft wird so grösser – und damit wächst natürlich auch die Vielfalt dieser Gesellschaft.

4. Die direkte, ehrliche, mutige, selbstöffnungsbereite Rede

Diese Art der Rede ist für viele ganz schwierig. Und damit meine ich nicht nur die Senioren, es gilt für viele Menschen in unserer Gesellschaft. Aber ich in meiner täglichen Arbeit bin ich doch immer wieder sehr positiv überrascht, wie gut gerade meine Klientinnen und Klienten die direkte, ehrliche, mutige, selbstöffnungsbereite Rede beherrschen. Aber sie haben ja auch Recht – sie wollen und müssen sich nicht mehr für sich selber und andere verbiegen. Sie sprechen die Missstände offen an. Sie kommunizieren klar, wenn sie unkorrektes oder schädigendes Verhalten empfinden. Wir alle sollten unbedingt Probleme direkt ansprechen und auf die eigene Wahrnehmung vertrauen. Eine offene Kommunikation ist aus meiner Sicht die beste Vorgehensweise, damit wir uns alle besser verstehen, Alt wie Jung. Und damit es uns allen im Leben besser geht.

Für alle, die noch mehr darüber erfahren möchten, wie wichtig und wie machtvoll die positive Rede ist, habe ich zum Schluss noch einen Buchtipp zum Thema «Gewaltfreie Kommunikation». Diese Lektüre ist Menschen jeden Alters wärmstens zu empfehlen.