Ist das Schenken für ältere Menschen etwas anderes als für die jüngere Generation? In meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin beschäftigt mich diese Frage öfters. Und ich erhalte viele übereinstimmende Antworten, wenn ich mit meinen Klientinnen und Klienten spreche. Ja, das Schenken fühlt sich im Alter tatsächlich anders an und hat für Seniorinnen und Senioren oftmals eine andere, neue Bedeutung. Wenn sie merken, dass ihnen nicht mehr so viel Zeit auf Erden verbleibt wie auch schon, erhält für viele von ihnen die Geschenkkultur ein ganz anderes Gewicht. So überlegen sie sich genau, wem sie was verschenken möchten. Und etwas, das ihnen immer sehr wichtig war, soll auch der richtigen Person weiterverschenkt werden. Das kann zum Beispiel ein wertvolles Bild sein, kostbares Geschirr, ein Kruzifix oder eine Marienstatue.
Schenken geht auch mit wenig Geld
Zwar sind die Erwartungen der zu Beschenkenden oftmals gross. Und viele ältere Menschen möchten ihren Angehörigen auch weiterhin grosszügige Geschenke machen. Doch wer wenig oder kein Geld hat, sollte kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Geschenke nun eben kleiner ausfallen. Denn die Pension und die AHV-Rente gehören in erster Linie der älteren Generation, die sich diese oft mühselig hat erarbeiten müssen. Und sie sollte nun nicht der Geschenke wegen Einschränkungen in ihrem Lebensstandard hinnehmen müssen. Kleinere Aufmerksamkeiten oder Andenken reichen also vollkommen aus. Das Wichtigste ist ja, dass das, was sie verschenken, von Herzen kommt.
Selbstverständlich kann die Schenkfreudigkeit ganz unterschiedlich sein: Während einige Seniorinnen oder Senioren möglichst viel vom eigenen Vermögen in eine unbeschwerte Rentenzeit investieren möchten, um das Leben und die Früchte der eigenen Arbeit zu geniessen, denken andere zuerst immer an die Familie. Sie bemühen sich, dieser möglichst viel mitzugeben. Besonders diese letztere Einstellung, die ich persönlich auch unterstütze, erlebe ich in meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin. Gelebt wird sie von der heute älteren Generation, die einst eine Kriegsgeneration war. Es sind Menschen, die damals nicht viel hatten und sowohl sehr hart arbeiten als auch streng sparen mussten. Im Alter nun zählen für sie die Dinge, die man für Geld nicht kaufen kann. Und darum heisst das höchste Gut, das man seiner Familie schenken kann: Zeit und Liebe. Zuhören, miteinander reden, ein offenes Ohr haben, gelegentlich einen guten Ratschlag erteilen – all das schafft positive Erinnerungen, wertvolle Inhalte für Beziehungen. Darauf kommt es im Grunde wirklich an.
Schenken kann auch sinnvoll spenden heissen
Wie kann ich meinen Nachlass sinnvoll weitergeben? Fragen wie diese höre ich immer mal wieder von Seniorinnen und Senioren, darunter auch von denen, die zu meiner Klientel gehören. Oftmals sind dies aber alleinstehende Personen, die keine Angehörigen mehr haben, keine Kinder und keine Enkel. Da erhält das Schenken noch einmal eine ganz andere Bedeutung. Denn: Welche Spuren hinterlasse ich, wenn ich gestorben bin? Wem kann ich mit meinem Geld noch Unterstützung bieten? Wo wird mein Geld sinnvoll eingesetzt? Die sind Fragen, die sich viele ältere Menschen irgendwann stellen. Es ist daher wichtig, dass Seniorinnen und Senioren in ihrem Testament definieren, wer einen Teil ihres Vermögens als Vermächtnis erhalten soll. Da könnte zum Beispiel Alzheimer Schweiz sein. Dank der Spende eines älteren Menschen können eines Tages vielleicht noch mehr Angehörige am Alzheimer-Telefon über die Erkrankung beraten werden. Oder soll die Krebsliga bedacht werden, damit die Krebsforschung intensiviert werden kann? Eine Zuwendung geht vielleicht auch an eine religiöse Stiftung, weil der Glaube einen das ganze Leben begleitet hat. Doch ob der persönliche Nachlass in Form einer Erbschaft, eines Legats/Vermächtnisses oder eben doch einer Schenkung an die nächste Generation weitergehen soll, ist eine Frage, die für viele gar nicht so einfach zu beantworten ist. Es ist deshalb ratsam, sich zuerst einmal von kundiger Seite beraten zu lassen. Damit das Geschenk einen schönen Abschluss schafft – und man damit am Ende nicht noch «das Geschenk» hat …