Seniorin allein zuhause

2016 lebten in der Schweiz 1,5 Millionen Personen, die 65 Jahre oder älter waren. Gemäss den Szenarien des BFS wird diese Altersgruppe bis 2045 mehr als 2,7 Millionen Personen umfassen. Damit dürfte der Anteil der Seniorinnen und Senioren an der Gesamtbevölkerung innert 30 Jahren von 18% (2016) auf 27%. Derzeit leben 4% der Seniorinnen und Senioren in einem Alters- und Pflegeheim oder in einer Spitaleinrichtung. Die übrigen 96% wohnen zuhause. In neun von zehn Fällen leben sie allein (32%) oder in Paarhaushalten (56%), wobei der Anteil der Alleinlebenden aufgrund der Sterblichkeit mit zunehmendem Alter ansteigt. Zum Vergleich: Nahezu die Hälfte (47%) der 25- bis 64-Jährigen lebt in Paarhaushalten mit Kindern, 26% leben in Paarhaushalten ohne Kinder und 17% leben alleine. Welche Vor- und Nachteile bringt es für Senioren mit?

Die gewohnte Umgebung ist für Körper und Geist essenziell.

Als private Seniorenbetreuerin erlebe ich das fast jeden Tag. Die gewohnte Umgebung ist für Körper und Geist essenziell. In früheren Generationen war es völlig selbstverständlich, dass Grosseltern, Eltern und Kinder in einem Haushalt lebten und sich gegenseitig unterstützten. Das erlebte sogar noch mein eigener Vater. Doch durch den gesellschaftlichen Wandel ist dieser Zusammenhalt oft nicht mehr gegeben und viele Senioren sind auf sich selbst angewiesen. Die meisten Angehörigen von Senioren leben oft an anderen Orten und sind nur schwer zu erreichen. Sofern ältere Menschen eine Unterstützung benötigen, gibt es sehr viele Möglichkeiten im Bereich, Betreuung, Pflege, Reinigung usw. Bei Betreuung zuhause müssen Seniorinnen und Senioren ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen. Sie leben weiterhin dort, wo sie sich am wohlsten fühlen. Das liebgewonnene, vertraute Umfeld bleibt erhalten. Individuelle Betreuung bedeutet auch, dass der gewohnte Tagesablauf beibehalten und auf persönliche Bedürfnisse jederzeit eingegangen werden kann. Die gewohnte Umgebung ist aber für Senioren essenziell.

Menschen und Bezugspersonen machen den Unterschied.

Für alle, aber besonders für Senioren, sind Menschen und Bezugspersonen sehr wichtig. Wenn Senioren (alleine oder noch in Partnerschaft) zu Hause leben können, sind Angehörige oder Betreuungspersonen sehr bedeutsam. In einem Dorf (z.T. auch in einem Stadtquartier) oder bei meiner Klientel fördert und stärkt das zuhause leben für viele weitere Jahre. Man kennt sich noch durch Spaziergänge, Teilnahme in Vereinen, Kirche oder hatte ein politisches Amt inne. All diese positiven Beziehungen zu Menschen oder Aktivitäten haben einen positiven Einfluss die Gesundheit und Stärkung der Psyche.

Finanzielle Mittel sind nicht zu unterschätzen.

Möglichst lange zu Hause leben, hat auch den Vorteil, dass es das eigene Budget nicht zu sehr belastet. Die eigenen finanziellen Mittel sind nicht zu unterschätzen. Senioren sollten sich mit diesem Thema möglichst früh auseinandersetzten. Es gilt zu überlegen, ob zusätzliche externe Hilfe (Betreuung/Pflege) nicht günstiger ist, als evtl. ein Umzug in ein Alters- und Pflegeheim. Professionelle Pflege ist teuer. Monatlich können Kosten von bis zu 9’000 Franken entstehen (je nach BESA-Stufe). Diese werden zu unterschiedlichen Teilen von der Krankenkasse, den Patienten selber und der öffentlichen Hand finanziert. Voraussetzung für eine finanzielle Unterstützung durch die Krankenkasse und die öffentliche Hand an den Pflegekosten ist eine ärztliche Verordnung gemäss KLV (Krankenpflege-Leistungsverordnung). Nicht-pflegerische Leistungen (wie z.B. Einkaufen, Kochen, Putzen, Waschen, Bügeln, Begleitung bei Arztbesuchen wie auch Nachtwachen oder Mahlzeitendienst müssen vollumfänglich von den Patienten selbst berappt werden.

Wann wird zuhause leben ein Nachteil?

In der Regel deuten folgende Anzeichen darauf hin, wenn zuhause leben ein Nachteil wird. Oder ein Umzug in ein Alters- und Pflegeheim nötig wird.

  • Gar keine Bezugsperson mehr vor Ort (Angehörigen oder Betreuungsperson)
  • Aus gesundheitlichen Gründen (Arthritis oder Altersschwäche) oder eine Sturzgefahr in der Wohnung besteht
  • Medikamente werden nicht planmässig genommen
  • Hygiene, Ordnung und Sauberkeit im Haushalt lassen nach
  • Rechnungen werden nicht mehr bezahlt und Mahnungen folgen
  • Haushaltsgeräte wie z. B. Herde und Bügeleisen auszuschalten, werden vergessen
  • Die ältere Person wirkt einsam, insbesondere nach dem Verlust des Partners oder der Partnerin
  • Senioren nehmen nicht mehr am Leben teil und schliessen sich aus.
  • Alzheimer wurde diagnostiziert
  • Senioren verlieren schnell an Gewicht, dass sie nicht mehr selber kochen und gesund essen
  • Wenn alltägliche Aufgaben wie einkaufen, telefonieren, spazieren oder Haushalt machen zum Problem wird.