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Pflegende oder betreuende Angehörige von Demenzkranken stehen immer «unter Strom»: Einerseits müssen die täglichen Herausforderungen gemeinsam mit den Erkrankten gemeistert werden. Andererseits ist mit den vielen Telefonaten und Besuchen der Organisationsaufwand gross. Und dann sind da einfach auch die tägliche Sorgen, wie es wohl weitergeht, die zermürbend diesen Tagesablauf bestimmen. Dabei ist es so wichtig, dass man als eine der verantwortlichen Personen in dieser Situation stark und leistungsfähig ist. Denn sonst kann man diese grosse Aufgabe kaum zufriedenstellend meistern. Doch wie soll das gehen, wenn die Belastungen doch einfach da sind?! Stimmt. Dennoch kann man viel dafür tun, dass sie sich nicht unerträglich auf die eigene physische und psychische Gesundheit auswirken.

Dass Demenz-Angehörige überfordert sind, muss nicht auf Dauer so sein. Tatsächlich halten Sie den Schlüssel dafür selbst in der Hand! Mit einigen Tricks und Verhaltensänderungen können Sie selbst dafür sorgen, dass diese grosse Aufgabe Ihnen nicht über den Kopf wächst. Die folgenden 10 Ideen – richtig umgesetzt und mit Überzeugung gelebt – werden Ihnen dabei helfen, eine wunderbare Begleitung für die erkrankte Person zu sein und gleichzeitig in der eigenen Kraft zu bleiben.

Idee 1: Hören Sie auf Ihren Biorhythmus

Jeder Mensch hat andere Zeiten, zu denen er voll leistungsfähig ist. So gibt es sowohl die Frühaufsteher, die gleich morgens voller Elan in den Tag starten, als auch die Spätstarter, die erst am Nachmittag Vollgas geben können. Versuchen Sie also alle Aufgaben, die Sie übernommen haben, in die «stärkste» Zeit zu legen. Das ist natürlich nicht immer möglich. Einige Dinge müssen einfach zu bestimmten Zeiten erledigt sein. Aber alle flexiblen Tätigkeiten kann man in eine Zeitspanne schieben, die einen am wenigsten belastet.

Idee 2: Gönnen Sie sich Stress-Pausen

Kein Mensch kann ununterbrochen Höchstleistungen erbringen. Nach ca. 1,5 Stunden sinkt in der Regel die persönliche Leistungsfähigkeit. Die Qualität der Arbeit erreicht dann nicht mehr das gewünschte Niveau. Planen Sie also immer genügend Pausen bei der Betreuung ein. Aber nutzen Sie diese Zeit nur für sich (also nicht für andere Erledigungen). Machen Sie zum Beispiel vor oder nach dem Mittagessen einen kurzen Spaziergang, und tanken Sie immer wieder frische Luft. Das füllt Ihre Kraftreserven auf und hilft Ihnen, besser mit dem natürlichen Stress bei der Betreuung zurechtzukommen.

Idee 3: Vermeiden Sie permanente Erreichbarkeit

In der heutigen Zeit meinen die meisten Menschen, jederzeit erreichbar sein zu müssen. WhatsApp- oder Facebook-Nachrichten müssen sofort gelesen, Anrufe immer angenommen werden.

Doch das ist ein klarer Denkfehler und führt zu völlig unnötigem Stress! Und den kann man ja in dieser Situation absolut nicht gebrauchen. Also: Handy ausschalten, wenn Sie gerade keine Ablenkung gebrauchen können! Eine Sprachnachricht kann auch Stunden später beantwortet werden, und für einen Telefonanruf gibt es Mailboxen. Hinzu kommt, dass es immer wieder dauert, bis sich Kopf und Körper wieder auf die eigentliche Aufgabe eingestellt haben. Alles überflüssige Stressfaktoren!

Wohlgemerkt: Die gewollte Unerreichbarkeit ist ein genereller Tipp. Natürlich gibt es wichtige Ausnahmen. Auf diese einzugehen, würde aber den Rahmen dieses Blogs sprengen. Und darum geht es hier ja auch nicht!

Idee 4: Delegieren Sie Aufgaben weiter

Müssen Sie wirklich alles selbst machen? Prüfen Sie doch lieber, ob Sie Aufgaben delegieren können. Die dadurch gewonnene Zeit können Sie wunderbar für sich und Ihre privaten Aufgaben verwenden. Viele Betreuende getrauen sich gar nicht, daran zu denken. Sie haben ein richtig schlechtes Gewissen und reden sich ein, dass sie vor «ihrer» Aufgabe weglaufen. «Das würde sie für mich auch machen», hört man oft von völlig gestressten Angehörigen. Dabei gibt es häufig Möglichkeiten, bestimmte Aufgaben «auszulagern», innerhalb der Familie oder auch mit externer Hilfe. Und langfristig nur zum Wohle aller Beteiligten!

Idee 5: Achten Sie auf Ihre Grenzen und sagen Sie einfach einmal Nein

Wenn Sie eine Aufgabe nicht delegieren können, so müssen Sie sich angewöhnen, auch einmal Nein zu sagen. Jeder Mensch hat seine eigenen Grenzen der Belastbarkeit. Nein zu sagen oder eine Aufgabe abzugeben, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt die Fähigkeit, sich und seine Ressourcen richtig einschätzen und damit einer Überforderung vorbeugen zu können.

Idee 6: Bewegen Sie sich regelmässig und betreiben Sie Sport

Bewegung ist eines der wirksamsten Mittel, um das Gleichgewicht zwischen Körper und Seele zu halten. Sie müssen dabei kein Leistungssportler werden: Schon dreimal wöchentlich eine halbe Stunde Bewegung oder moderater Sport wie Walking oder Velofahren helfen Ihnen, den nötigen Abstand zu den Alltagsproblemen zu bekommen. Mehr Bewegung kann man auch ganz einfach in den Alltag integrieren: Muss es wirklich immer der Aufzug sein statt die Treppe? Kann man die kurze Strecke anstatt mit dem Bus nicht auch zu Fuss zurücklegen? Was sich kurzfristig unbequem anfühlt, hilft Ihnen langfristig zu mehr innerer Ausgeglichenheit!

Idee 7: Nutzen Sie Entspannungstechniken

Wenn es Ihnen schwerfällt, von Ihrer Aufgabe als betreuende Angehörige loszulassen, dann können Entspannungstechniken sehr unterstützend sein. Es gibt sehr viele Angebote – Entspannungstechniken erleben einen regelrechten Boom. Versuchen Sie es doch einfach einmal mit autogenem Training, progressiver Muskelentspannung, Tai Chi oder Yoga. Diese Methoden sind nicht schwer zu erlernen und helfen Ihnen, Ihren Alltagsstress vorübergehend zu vergessen.

Idee 8: Ernähren Sie sich gesund und ohne Hektik

Eine Binsenweisheit: Wer sich gesund ernährt, kann sich besser konzentrieren und ist leistungsfähiger. Und trotzdem tun es so wenige. Achten Sie deshalb auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend frischem Gemüse und Obst. Nehmen Sie die Mahlzeiten ohne Hektik ein, auch wenn es gerade als völlig unmöglich erscheint. Es zeigt sich immer wieder: Sobald man sich geistig auf diese «Esskultur» einstellt, ergeben sich plötzlich genügend Möglichkeiten, gesund und stressfrei zu essen.

Idee 9: Vereinbaren Sie Termine mit sich selbst

Viel zu oft lassen wir uns von anderen hetzen und nehmen Termine wahr, die wir gar nicht wollten. Sicherlich haben Sie auch schon das Gefühl gehabt, wegen dem Stress bei der Betreuung Abstriche bei der Freizeit machen zu müssen. Diese Unzufriedenheit ist purer Stress und verringert Ihre Leistungsfähigkeit. Abhilfe schafft man damit, dass man Termine mit sich selbst vereinbart. Tragen Sie in Ihren Kalender Zeiträume für Ihre gewünschten Aktivitäten oder Hobbys ein. Freuen Sie sich auf Dinge, die Ihnen Spass bringen. Und planen Sie diese Termine fest ein, bis sie zur lieben Gewohnheit werden. Das tun Sie mit gutem Grund: Bei nur «losen» Vereinbarungen nämlich besteht immer die Gefahr, dass sie im stressigen Alltag anderen, vermeintlich wichtigeren Dingen zum Opfer fallen.

Idee 10: Warten Sie nicht bis zum Zusammenbruch

Es ist kein Zeichen von Stärke, so lange für alles und jeden da zu sein, bis man umfällt. Bevor Sie diese Grenzen erreichen, sollten Sie unbedingt entsprechende Massnahmen eingeleitet haben. Es gibt typische Warnsignale wie Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schmerzen. Diese deuten auf Überlastung hin und sind unter allen Umständen ernst zu nehmen! Reagieren Sie schon bei den ersten Anzeichen von Überlastung. Warten Sie nicht zu lange! Machen Sie sich bewusst: Wenn Sie ausfallen, können Sie dieser Aufgabe gar nicht mehr gerecht werden.

Zusammengefasst bleibt eigentlich nur eines zu sagen: Passen Sie auf sich auf, stellen Sie sich selbst öfters in den Mittelpunkt, sorgen für Ihre eigene Gesundheit. Denn dann werden Sie Ihrer sich selbst gestellten Aufgabe mit Freude gerecht werden – und noch zahlreiche schöne gemeinsame Erlebnisse geniessen können.

Viele weitere Ideen, um besser mit der so schweren Aufgabe der Pflege demenzkranker Angehöriger umzugehen, finden Sie hier.