Weihnachten kommt mit grossen Schritten näher. Und wieder stellt sich einem die Frage, wie man den Advent, die Zeit der Vorbereitung auf das Christfest, sinnvoll ausfüllt. Mir als professioneller Seniorenbetreuerin ist dies ein besonders grosses Anliegen. Denn ich weiss, wie wichtig es gerade älteren Menschen ist, Weihnachten richtig zu begehen. Ohne Vorbereitung geht das natürlich nicht. Doch im Falle dieser ganz besonderen «Geburtstagsfeier» – der Feier der Geburt Christi – meine ich mit Vorbereitung nicht so sehr die Organisation der Festlichkeiten. Vielmehr geht es darum, dass sich die Menschen geistlich auf diese schönen und besinnlichen Tage einstimmen. Den Menschen, die noch berufstätig sind, fehlt jedoch oft die Zeit, sich innerlich und zugleich religiös vorzubereiten. Oder sie wollen es einfach nicht. Senioren hingegen sind meistens gerne bereit, diesen Weg einzuschlagen. Hier nun ein paar Vorschläge, wie man diese ganz spezielle Vorbereitungszeit mit Senioren liebevoll gestalten kann.
Früh beginnt, wer die Weihnachtsfeiertage richtig planen will
Egal, was ältere Menschen an Weihnachten vorhaben – es ist immer einfacher, wenn man diese Zeit schon früh plant. Angehörige oder Betreuungspersonen erinnern sich an all die Gespräche, die sie mit den Seniorinnen und Senioren geführt haben. Und vielleicht haben diese einmal erwähnt, dass sie etwas Bestimmtes tun oder einen bestimmten Ort besuchen wollten. Oder wollten sie allenfalls die Familie oder Freunde besuchen? Wenn es um Geschenke/Besuche an Weihnachten geht, ist die Idee das Wichtigste. Hingegen spielt es keine Rolle, wie viel etwas kostet. Was zählt, ist, ob es ein Lächeln auf das Gesicht der älteren Person zaubert.
Aktivitäten, die Freude machen: vom Adventskranzbasteln bis zum Krippenaufstellen
Man sollte versuchen, die älteren Menschen in jede einzelne (vor)weihnachtliche Aktivität einzubeziehen, die vor allem Freude macht und beschwerdefrei ist. Das kann das Basteln eines Adventskranzes sein, das Schmücken des Weihnachtsbaums oder auch das Aufstellen der Krippe. Meine eigene Erfahrung hat gezeigt: Gerade Letzteres lässt die ältere Generation freudig strahlen. Denn sie hat noch wunderschöne Krippen und die dazugehörigen Figuren im Keller. Natürlich müssen hin und wieder noch Flickarbeiten an der Krippe vorgenommen werden. Doch das ist gar nicht schlimm – im Gegenteil. Denn beim Reparieren, Basteln und Aufstellen kommen ganz viele Erinnerungen aus der eigenen Kindheit wieder zum Vorschein. Zum Beispiel, wie man «damals» trotz so wenig Geld eine ganz feierliche Weihnachtszeit hat verbringen können. Apropos basteln: Viele ältere Menschen fertigen noch sehr gerne persönliche Weihnachtskarten an. Und gerne akzeptieren Sie auch Hilfe, wenn es darum geht, das perfekte Geschenk für die eigenen Kinder oder Enkelkinder auszusuchen und einzupacken. Oftmals kann dies auch ein Artikel sein, den der Senior oder die Seniorien schon zu Hause hat und nun der richtigen Person zu diesem Anlass weiterschenken möchte.
Weihnachten heisst auch singen, musizieren, beten – und zur Ruhe kommen
Vor und an Weihnachten darf natürlich nach Herzenslust gesungen werden. Das gemeinsame Singen katholischer Weihnachtslieder ist nach wie vor eine weit verbreitete Tradition. Nicht nur in der Kirche, auch zu Hause werden die bekannten Lieder gesungen, die das Herz und die Seele berühren. Das Musizieren startet am Heiligabend, dem 24. Dezember, zwischen dem festlichen Abendmahl und der Christmette, die meistens gegen Mitternacht beginnt.
Weihnachten ist aber, gerade für ältere Menschen, nicht nur die Zeit für Freude und Gesang. An diesen Tagen gegen Ende Jahr widmen sich viele auch der Stille, der Einkehr und dem Gebet, ob für sich alleine oder im Kreise ihrer Lieben. Und sie reisen im Geiste in die Zeiten zurück, als sie noch jung waren. Erinnerungen an vergangene Advents- und Weihnachtsfeiern lösen dann nicht nur nostalgische Hochgefühle aus. Sondern oft auch die (durchaus positive) Erkenntnis, dass die Festtage damals auch nicht so anders begangen wurden als heute.
Und natürlich hat die Advents- und Weihnachtszeit schon immer die Menschen auch entzweit: Wovon der oder die eine gar nicht genug bekommen konnte, war anderen schon im Ansatz zu viel. In einem sind sich aber fast alle Seniorinnen und Senioren einig: Früher waren die Erwartungen an Advent und Weihnachten schon etwas bescheidener, man war mit weniger zufrieden. Hauptsache, es waren wieder Kerzenschein und Sterne zu sehen, es roch wieder nach Tannenzweigen und Weihnachtsguetzli, und draussen war es wieder so richtig frostig und verschneit. Nun, Letzteres gehört heutzutage wohl eher ins Reich der frommen Wünsche. Aber es zeigt sich auch: Mit vielem, woran sich ältere Menschen sehnsüchtig zurückerinnern, kann man ihnen an den Festtagen eigentlich auch heute noch ohne Mühe eine Freude bereiten.
Und Weihnachten bringt die gewohnte Routine ein wenig «durcheinander»
Seien wir ehrlich: Die meisten von uns, insbesondere die jüngere Generation, führen doch ein ziemlich gradliniges, unspektakuläres Leben. Jetzt müssen wir uns einmal vorstellen, wie monoton dann erst die Tage älterer Menschen sein können. Die Tage von Leuten, die nicht mehr zur Arbeit gehen und oftmals nicht mehr viele Aktivitäten zur Auswahl haben. Die Weihnachtszeit ist für solche Menschen besonders geeignet, um etwas zu ändern. Gerade für Gläubige bietet sie die Möglichkeit, öfters als das Jahr hindurch in die Kirche zu gehen. Dort erwartet einen unter Umständen auch ein wunderschönes Weihnachtskonzert. Und wie jedes Jahr gibt es wieder wunderschöne Weihnachtsmärkte zu entdecken. Oder man lädt Freunde oder Familienmitglieder ein und backt gemeinsam Weihnachtsguetzli. Schliesslich bietet das Fernsehen wie jedes Jahr zu dieser Zeit eine Fülle an schönen und oft nostalgischen Weihnachtsfilmen und -spezialsendungen an. Es gibt viele Möglichkeiten, in der Weihnachtszeit mit fröhlicher Abwechslung den Alltag etwas «durcheinanderzubringen». So kommt, nicht nur bei den Seniorinnen und Senioren, ganz sicher keine winterliche Trübsal auf!