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Der Tod kommt bei allen Menschen irgendwann. Was bedeutet es aber im letzten Lebensabschnitt, wenn das Sterben nahe ist? Vorab – ich glaube, dass dies das heikelste Thema ist, über das man reden und schreiben kann. Als private Seniorenbetreuerin werde ich allerdings regelmässig damit konfrontiert. Und dies war in den letzten zwei Jahren (wegen der Pandemie) noch öfter der Fall als in den Jahren davor. In vielen Gesprächen und Besuchen erlebe ich die unterschiedlichsten Antworten zu meiner Frage: Welche Wünsche oder Ängste im Zusammenhang mit dem Sterben beschäftigen meine Klientinnen und Klienten?

Keine Angst vor dem Tod, aber Angst vor dem Leiden

Viele meiner Seniorinnen und Senioren haben keine Angst vor dem Tod. So höre ich sehr oft, dass sie ja ein langes und erfülltes, wenn auch sehr strenges Leben gehabt hätten. Es ist eher die Angst vor dem Leiden, die sie umtreibt: Muss ich in den Rollstuhl? Verschlechtert sich meine Gesundheit? Oder muss ich allenfalls sogar aus meiner Wohnung und in eine Palliativ-Institution? Einige beschäftigen sich auch mit dem Gedanken, sich bei einer Sterbeorganisation anzumelden. Ich persönlich kommuniziere dann klar meine Meinung, nämlich, dass ich aus religiösen Gründen diesen Schritt nicht mit ihnen gehen kann.

Nicht alleine sterben oder sich mit Familie und Angehörigen versöhnen

Wie ich schön öfters in meinem Blog geschrieben habe, wird die Einsamkeit im Alter grösser. Erschwerend kommt hinzu, dass die Zahl der Freundschaften bereits durch das Sterben von Freunden oder Angehörigen abnimmt. Einige meiner Klientinnen und Klienten leben alleine oder haben keine eigenen Familien. Dann höre ich manchmal, dass sie nicht alleine sterben möchten. Das Schlimmste für sie wäre, nach dem Hinscheiden längere Zeit zu Hause zu liegen und irgendwann aufgefunden zu werden – unabhängig von Krankheit oder Tod. Den meisten ist es auch sehr wichtig, sich mit ihren Kindern, Enkeln und Angehörigen zu versöhnen. Oftmals spüre ich, dass es meinen Seniorinnen und Senioren nach der Versöhnung leichter fällt zu sterben.

Alles regeln vor dem Tod

Viele ältere Menschen sind heute überfordert mit dem ganzen «Bürokram». So höre ich von vielen: «Früher durfte man einfach in Ruhe sterben.» Richtig, heute geht das nicht mehr. Es gilt so vieles in die Wege zu leiten – ob Vorsorgeauftrag, Verfassen eines Testaments, Patientenverfügung, Organisation von Beerdigung, Bestattungsmöglichkeiten, Kosten usw. Für viele meiner Klientinnen und Klienten ist das einfach zu viel, zu anstrengend und zu emotional. Es braucht von meiner Seite viel Einfühlungsvermögen, auch diese Punkte anzusprechen und zu versuchen, für sie die ideale Lösung zu finden.

Alles Weltliche hinter sich lassen und sich auf den Tod vorbereiten

Bei ganz vielen der Menschen, die ich betreue, ist das Weltliche nicht mehr so ausschlaggebend. Das lassen sie hinter sich. Ob Einladungen zu Festen, die ganze Welt-Problematik oder das Unwichtige (Austausch von Nichtigkeiten) – all dies hat fast keine Relevanz mehr. Vielmehr beschäftigen sie sich intensiv mit den Fragen vom Tod, damit, wie das Sterben sein wird, wohin wir gehen usw. Einige suchen und finden Antworten in der Religion, andere in Gesprächen oder Büchern, und wieder andere stellen sich diese Fragen gar nicht. Ganz kranke Menschen sehnen sich sogar einfach nur danach, dass das Sterben bald kommt und sie von ihren Schmerzen erlöst werden.

Für alle, die sich selbst mit den Fragen rund um Sterben und Tod beschäftigen und mehr erfahren möchten, hier noch ein paar wertvolle Tipps zu Büchern der bekannten Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross:

Verstehen, was Sterbende sagen wollen
Was der Tod uns lehren kann
https://www.voegelekultur.ch/ausstellung/der-tod