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Das Leben ist teuer in der Schweiz, das weiss jedes Kind, es ist also an sich nichts Neues. Nur ächzen unter unseren sehr hohen Lebenshaltungskosten leider auch viele Seniorinnen und Senioren. Was können sie tun, wenn das Geld einfach nicht mehr reicht? Bisher war nicht genau bekannt, wie viel älteren Menschen für den Lebensunterhalt zur Verfügung steht. Nun aber gibt es eine Studie, die den Fokus auf die Rentnerhaushalte legt und umfassend und vergleichend dokumentiert, was Betreuung und Pflege für Auswirkungen auf die Finanzen jedes einzelnen Seniors und jeder einzelnen Seniorin haben. Anhand des frei verfügbaren Einkommens (Haushaltseinkommen minus Ausgaben plus Sozialleistungen) kann nun die finanzielle Situation individueller Haushalte an verschiedenen Wohnorten verglichen werden. Verblüffend, wie sehr sie voneinander abweichen, und zwar bei sämtlichen untersuchten Arten von Haushalten. ((Quelle))

Der Föderalismus: Ursache sehr grosser Unterschiede

Je nach Wohnort und Kanton: Das frei verfügbare Einkommen pensionierter Personen schwankt stark, und dies bei bei exakt gleicher wirtschaftlicher Ausgangslage und gleichem Unterstützungsbedarf. Zudem werden diese Unterschiede bei höheren Einkommen und Vermögen eher noch grösser –  bei Personen im Pflegeheim sind das bis zu 40’000 Franken jährlich. Doch auch bei Rentnerinnen und Rentnern, die weiter zu Hause leben, ist es mit bis zu 33’000 Franken pro Jahr nicht viel weniger.

Betreuung und Pflege: Vor allem für den Mittelstand teuer

Zwar können Haushalte mit wenig Alterseinkommen und Vermögen dank Ergänzungsleistungen ihre Betreuungs- und Pflege- respektive Pflegeheimkosten zu einem guten Teil selbst tragen. Der Mittelstand allerdings muss dazu wesentlich tiefer in die Tasche greifen – und dann ist eben oft nicht mehr genügend Renteneinkommen vorhanden. Folge: Die Betroffenen müssen ihr (allfälliges) Vermögen so lange «opfern», bis sie Sozialleistungen beziehen dürfen.

Die Kosten: Für viele finanziell belastend

Die Ausgaben für Betreuung sind ein wichtiger Posten im Haushaltsbudget der in der Studie untersuchten Haushalte. Sie sind viel bedeutender als die Pflegekosten, und diese werden schweizweit von den Krankenkassen getragen, wohingegen die Aufwände für die Betreuung zum grössten Teil zulasten der Seniorinnen und Senioren selbst gehen.

Rentnerinnen und Rentner: Sie tragen vieles selbst

Am Anfang des sogenannten «Fragilisierungsprozesses» – also dann, wenn sie weniger belastbar werden und nicht mehr alles selbst erledigen können – benötigen ältere Menschen vor allem Betreuung im Alltag, aber (noch) nicht viel Pflege. In dieser Phase aber müssen sie die notwendige Betreuung selber finanzieren – es sei denn, sie verfügen über ein familiäres oder nachbarschaftliches Netzwerk, in dem sie gut aufgehoben sind.

Soziale Sicherheit für CH-Senioren: Ein (zu) komplexes System

Ältere Menschen, die Betreuung und Pflege benötigen, haben es nicht leicht in unserem System der Sicherheit, denn es ist ganz schön kompliziert: Wer nicht jemanden kennt, der oder die einen an der Hand nimmt, kann sich darin schnell verlaufen. Dies kann dazu führen, dass Seniorinnen und Senioren die Rechte, die ihnen zustehen, nicht geltend machen. Sie lassen so unter Umständen Möglichkeiten ungenutzt und riskieren, in noch grössere Ungleichbehandlung zu geraten als bereits vor ihrer Pensionierung. Dank der Forschungsarbeit in der erwähnten Studie steht nun ein Simulationsmodell zur Verfügung, mit dem sich weitere Untersuchungen durchführen lassen. Dieses zeigt jedoch nicht auf, wie viel (Stunden) der privaten Initiative zugunsten älterer Menschen tagtäglich zusammenkommen. Anders ausgedrückt – und damit zum Fazit und zurück zum Schweizer Sozialsystem: Dieses System würde, gerade im Bereich ambulante Betreuung, schlicht und einfach zusammenbrechen ohne die liebevolle Zuwendung, Betreuung und Pflege durch Familienangehörige, Freundinnen und Freunde, Nachbarn und Freiwillige.