Der Stolz darauf, was Senioren erreicht haben, ist nicht einfach «ein Klaps auf die Schulter». Vielmehr sollten alle kommenden Generationen dankbar für diese Leistungen sein. Und der Stolz hatte nicht nur früher eine wichtige Funktion: Er stärkt auch heute das Selbstwertgefühl der «älteren Garde», motiviert sie und zeigt ihr den Wert ihrer eigenen Mühen. Ergänzt wird dieser Stolz von der Dankbarkeit, die alle Menschen, d.h. uns, erdet und uns Demut lehrt. Auch erinnert uns die Dankbarkeit daran, alle Abschnitte unseres Weges – sowie die Hilfe, die wir unterwegs von aussen erhalten – wertzuschätzen. So bin auch ich meinen Klientinnen und Klienten für ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung sehr dankbar.
Ein inspirierendes Zitat zum Thema «Stolz»
Nebst inspirierenden Filmen zum Thema «Stolz» gibt es auch bedeutende Zitate. Hier nun ein solches, das ich sehr gerne mag und das ich mit der älteren Generation gut verbinden kann.
1. «Gerechter Stolz und Bescheidenheit können sich wohl miteinander vertragen. Sie sind die Kennzeichen, woran das echte Verdienst von dem falschen, der Verdienstanmassung oder dem Verdienstwahn, meistensteils unterschieden werden kann.» (Franz von Holtzendorff – deutscher Rechtswissenschaftler und Kirchenpolitiker)
Als private Seniorenbetreuerin spüre ich immer wieder den Stolz der älteren Generation auf das, was sie einst erreichte – und das trotz der wenigen Möglichkeiten, die sie damals hatte. Ihr Stolz ist aber nie geprägt von Arroganz, Überheblichkeit und Narzissmus. Nein, es ist ein Stolz, der erfüllt ist von der Dankbarkeit für das Leben – und von einer Demut, die andere nicht herabwürdigt,
Was bedeutet Stolz auf Erreichtes für Senioren?
In meiner täglichen Arbeit als private Seniorenbetreuerin komme ich öfters auf dieses Thema zu sprechen. Viele ältere Menschen sind stolz auf ihre Familie, ihre Kinder und ihre Enkel. Oder ihr Stolz begründet sich darauf, was sie zusammen mit ihrem Partner / ihrer Partnerin alles erreicht haben. Vor allem zeigt sich dies bei der Generation, die mehrere Kriege am eigenen Leibe erlebt hat. Für Seniorinnen und Senioren kann der Stolz auch ein Gefühl der Wertschätzung für die eigenen Leistungen und Erfahrungen sowie die gelebte Identität sein. Ein gesunder Stolz kann das Selbstwertgefühl (geistig wie körperlich) stärken und zu einer positiven Lebenshaltung beitragen. Negativer Stolz ist schädlich, weil er Arroganz, Selbstüberschätzung und eine verzerrte Realitätswahrnehmung fördert. Und das wiederum führt zu schlechten Entscheidungen, der Ablehnung von Ratschlägen (evtl. durch Familie, Pflege- und/oder Betreuungsinstitute) und negativen Reaktionen anderer. Langfristig kann der negative Stolz gar in Depressionen, sozialer Isolation und einem Verlust von Sympathie münden.
Was bedeutet eine «Portion Dankbarkeit» für Senioren?
Ich erlebe es oft, dass die Dankbarkeit bei Seniorinnen und Senioren einem erfüllten Leben oder dem Altern in Würde gilt. Die Dankbarkeit zeigt sich bei älteren Menschen oftmals darin, dass sie das Leben mit all seinen Facetten wertzuschätzen, obwohl ihr körperlicher Zustand es vielleicht nicht mehr so lebenswert macht. Sie erkennen das Positive im Alltag und versuchen die eigenen Erfahrungen zu reflektieren. Diese «Portion Dankbarkeit» steigert das Wohlbefinden, reduziert den Stress und fördert die psychische und körperliche Gesundheit. Seniorinnen wie Senioren können Dankbarkeit für Aspekte wie Wohlbefinden, Eigenständigkeit, ein friedliches Umfeld und die Unterstützung durch Angehörige bzw. externe Betreuungsinstitute empfinden. So finden sie zu mehr Zufriedenheit und einem besseren Umgang mit Krisen und schweren Zeiten. Diese positive Einstellung würde übrigens auch der jüngeren Generation sicher gut anstehen – und guttun!