Die Lernfähigkeit im Alter – sie ist für mich nicht nur ein Thema, weil ich meinen Lebensunterhalt als private Seniorenbetreuerin verdiene und mir auch über das geistige Wohlbefinden meiner Klientinnen und Klienten Gedanken mache. Ich gehe ja selbst bereits auf die 60 Jahre zu, und manchmal habe ich schon auch das Gefühl, dass ich selbst etwas mehr Mühe damit habe, Neues zu lernen und erlernen. Doch hier gleich eine positive Nachricht für uns alle, die älter werden (und das tun ja die meisten): Wie der Altersforscher Prof. Dr. François Höpflinger von der Universität Zürich in seiner Präsentation darlegt, gibt es nur einen geringen Zusammenhang zwischen dem Lebensalter und der Arbeitsleistung, also auch der Lernfähigkeit. Erst im hohen Alter weit jenseits von 80 Jahren können die Lernfähigkeit und die Fähigkeit, sich an neue Situationen anzupassen, merklicher abnehmen, müssen dies aber nicht.
Das Lernen im Alter ist ein Thema, das die Gehirnforschung seit Jahrzehnten beschäftigt. Und sie kommt zu ähnlichen Schlüssen wie Professor Höpflinger. So belegen aktuelle Studien, dass der Mensch durchaus auch noch im Alter dazulernen kann, und zwar in nahezu jedem Bereich des Lernens und in Bezug auf fast alle Fähigkeiten. Sei es, dass man in vorgerücktem Alter noch ein Uni-Studium anfangen oder als Seniorin oder Senior eine Fremdsprache von Grund auf erlernen will: Kein Grund, sein eigenes Gehirn zu unterschätzen, denn es bleibt noch lange anpassungs- und aufnahmefähig. Mehr noch: Es tut ihm gut, immer ein wenig gefordert und belastet zu werden. Natürlich ist es mit dem Lernen so eine Sache, wobei dies nicht nur ältere Menschen betrifft: Um lernen zu können und zu wollen, muss man schon etwas motiviert sein und ein wenig Ausdauer zeigen – eben Freude am Lernen haben. Wer Lernfreude mitbringt, für den oder die gibt es eine grosse Auswahl an Angeboten, um die «grauen Zellen» zu trainieren, auch wenn er oder sie nicht mehr zu den Jüngsten gehört. Hier eine Zusammenstellung attraktiver Tipps.
Tipp A: Workshop – selbstbestimmt und selbstbewusst leben
Mit dem Älterwerden kommen neue Herausforderungen auf die «Generation Ü60» zu. Aber sie hat ihren Erfahrungs-Rucksack mit wichtigen Einsichten, Erkenntnissen und Fähigkeiten gefüllt. Und diese können viel dazu beitragen, die Zeit nach dem Familien- und Berufsleben sinnvoll und sinnstiftend, verantwortungs- und wertebewusst zu gestalten.
Diesen Workshop gibt es hier: IKP Institut für Körperzentrierte Psychotherapie
Tipp B: Vielfältiges Kursangebot für Computer, Handy und Internet
Seniorinnen und Senioren machen in der entspannten Lernatmosphäre des Einzelunterrichts ihre ersten Computer-Schritte. So schliessen sie Bekanntschaft mit der weitverbreiteten Büro-Software «MS Office» (Mac oder PC) und beginnen damit, durchs Internet zu surfen und E-Mails zu schreiben.
Beyeler Dienstleistung oder Naefcom bietet diese Einzelkurse an.
Für fortgeschrittene Computer-Anwenderinnen und -Anwender gibt es zudem zahlreiche Anbieter, die für Computer, Handy und Internet weiterführende Kurse anbieten.
Klubschule Migros
Pro Senectute
Freis Schulen Luzern
Tipp C: Gesang, Tanz und Musik (nicht nur) für das geistige Wohl
Man ist nie zu alt, um ein Instrument zu lernen oder einen Tanz einzustudieren. Musik setzt bekanntlich Glückshormone frei. Tanzen ist Bewegung und tut also dem Körper gut. Und Gesang kann sowohl beruhigend wirken als auch Freude spenden. Hier können Seniorinnen und Senioren sich musikalisch und tänzerisch betätigen:
Matchspace AG
Klubschule Migros
Musik Akademie Basel
Musikschule Region Dübendorf
HSLU Luzern
Tipp D: Mobilität, Fahrtüchtigkeit und Sicherheit
Der Verkehr nimmt immer mehr zu. Und damit auch die Ungeduld der Auto- und Velofahrer. Doch auch Fussgänger halten sich oftmals nicht an die Vorschriften (und laufen zum Beispiel bei Rot über die Strasse). Kurz: Die Nerven liegen blank – was für ältere Autofahrerinnen und -fahrer eher schwer zu ertragen ist. Ob erfahrener Routinier oder Gelegenheitsfahrerin: Verschiedene Organisationen sprechen Seniorinnen und Senioren an, die an ihrem Fahrstil und -verhalten arbeiten und sich noch verbessern oder ihre Unsicherheiten beseitigen wollen. Hier die wichtigsten:
Touring Club Schweiz
VCS Verkehrs-Club der Schweiz
Automobil Club der Schweiz
Schweizerische Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu
Tipp E: Gut zu wissen – Vorsorge und Finanzen für ein sicheres Gefühl im Ruhestand
Damit man gut abgesichert den Ruhestand geniessen kann, müssen zuerst die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden. Bei diesem Thema ist es wohl weniger der Lernerfolg, der eine Rolle spielt, als vielmehr das Wissen, in guten Händen zu sein. Die rechtliche Vorsorge gibt älteren Menschen die Sicherheit, dass bei allen wichtigen Angelegenheiten, die sie selbst nicht mehr regeln können, eine Person ihres Vertrauens einspringt, ganz in ihrem Sinne. Dazu gehören alle finanziellen und rechtlichen Angelegenheiten, die medizinische Versorgung und auch der Nachlass. Die folgenden Stellen stehen mit Rat und Tat zur Seite:
Wyss Vorsorge
PostFinance
Swiss Life Wealth Management AG
UBS Switzerland AG
Tipp F: Die Senioren-Universität – denn es ist nie zu spät für ein Studium
Sich als Seniorin oder Senior an einer Hochschule mit der Jugend zu messen, ist nicht immer ganz einfach. Vor allem stellt man häufig fest, dass es mit der Konzentration nicht mehr immer so ganz klappt. Auch sind eine hohe Leistungsbereitschaft und Stressresistenz erforderlich, um ein Studium auch im vorgerückten Alter durchzuhalten. Dies gilt jedoch nur, wenn man einen regulären Studiengang mit einem offiziellen Abschluss besucht. Viele «ältere Semester» entscheiden sich daher für die Senioren-Universität. Denn dort gibt es keine Prüfungen; man kann den Vorlesungen, die einen interessieren, einfach entspannt zuhören.
Über diesen Link gelangen Sie zu einer Liste mit Universitäten, die Vorlesungen oder Studien für Seniorinnen und Senioren anbieten.