Hände in den Himmel mit Schweizer Fahne 34537580

Die Zukunft älterer Menschen in der Schweiz wird von mehreren Faktoren geprägt – demografischen, sozialen, gesundheitlichen, technologischen und politischen. Bleibt die Zukunft alters- und menschenwürdig? Diese Frage stelle ich mir als private Seniorenbetreuerin schon lange, denn ich bin selber bereits im letzten Lebensabschnitt angekommen. Aufgrund vieler Vorkomnisse, von denen ich gehört habe, und besonders wegen eines ganz bestimmten Falles aus dem Kanton Schwyz, wo Grundrechte und Verträge keine Bedeutung mehr haben (mehr dazu auf meiner Blogseite), mache ich mir ernsthaft Sorgen über die Zukunft von älteren Menschen in der Schweiz.
Wie sieht sie aus, diese Zukunft? Dürfen wir trotz allem hoffnungsvoll bleiben?

Die demografische Entwicklung und ihre Zahlen

Seit 1984 erstellt das Bundesamt für Statistik im Auftrag des Bundesrats und in Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen periodisch Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung der Schweiz. Mit den im April 2025 veröffentlichten Szenarien 2025 bis 2055 liegt die neunte Serie der Bevölkerungsszenarien vor. Die ständige Wohnbevölkerung der Schweiz umfasste 1995 rund 7,1 Millionen Personen. Seither ist diese Zahl stark angestiegen und erreichte im Jahr 2023 knapp 9,0 Millionen.

Gemäss Referenzszenario steigt die Zahl der 20- bis 64-jährigen Personen in den nächsten 30 Jahren leicht an – von 5,4 Millionen im Jahr 2023 auf 5,7 Millionen im Jahr 2035, 5,9 Millionen im Jahr 2045 und knapp 5,9 Millionen im Jahr 2055. Sie nimmt allerdings weniger schnell zu als die der Personen ab 65 Jahren, die von 2023 bis 2055 von 1,7 auf 2,7 Millionen ansteigen soll.

Zudem gehört die Schweiz zu den Ländern mit einer der höchsten Lebenserwartungen weltweit. Bis im Jahr 2040 wird also etwa ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Diese dramatische Zunahme wird eine ganze Reihe von weiteren und nicht weniger dramatischen Entwicklungen nach sich ziehen. Hier ein Überblick über die wichtigsten von ihnen und die damit verbundenen Herausforderungen (natürlich ist meine Aufzählung nicht abschliessend).

Gesundheit und Pflege werden immer wichtiger werden

  • Die Menschen werden zwar immer älter. Ihre Gesundheit aber wird oftmals schlechter.
  • Die Gesundheitskosten für ältere Menschen werden zunehmen – wer nicht gut versichert ist, wird Schwierigkeiten bekommen. Das hat zur Folge, dass chronische Krankheiten und/oder der Pflegebedarf grösser werden.
  • Pflegekrise: Es fehlt bereits heute an Pflegepersonal, besonders im Langzeitbereich. Der Bedarf wird stark steigen.

Dennoch hatte OdASanté (die Nationale Dachorganisation der Arbeitswelt Gesundheit) auf der Grundlage diverser Rückmeldungen aus der Praxis bereits im Jahr 2021 Hinweise, wonach der Positivtrend anhalten würde: «Bildungsanbieter und kantonale Organisationen der Arbeitswelt beobachten ein grosses Interesse», sagte dazu Urs Sieber, Geschäftsführer von OdASanté, und war überzeugt, dass Gesundheitsberufe sich weiterhin grosser Beliebtheit erfreuen würden.

Mehr und mehr Menschen werden an Leben und Gesellschaft teilnehmen wollen

  • Einsamkeit als Risiko: Besonders im hohen Alter oder bei Pflegebedürftigkeit kann es zur sozialen Isolation kommen.
  • Freiwilliges Engagement: Viele ältere Menschen sind aktiv, sei es in Vereinen, in der Freiwilligenarbeit oder politisch – das wird künftig noch wichtiger.

Soziale Kontakte und sozialer Einsatz machen alle definitiv ausgeglichener und glücklicher. Das freiwillige Engagement und auch der Austausch mit anderen Generationen stimuliert die geistige Leistungsfähigkeit. Hinzu kommt die schöne Erfahrung, nach wie vor gebraucht zu werden und eingebunden zu sein. Und dieses Erlebnis hat – in jedem Alter übrigens – eine Steigerung der Lebensqualität zur Folge.

Die ältere Generation wird Politik und Gesellschaft zunehmend mitprägen

  • Ältere Menschen werden in Zukunft politisch, aber auch in verschiedenen Gremien, stärker vertreten sein.
  • Generationenvertrag unter Druck: Die Solidarität zwischen Jung und Alt muss neu verhandelt werden, besonders im Hinblick auf Renten, Pflege und Klima.

Da wir immer älter werden und der Anteil der über 65-Jährigen an der Bevölkerung weiter steigen wird, werden künftig auch Politik und Gesellschaft von der älteren Generation beeinflusst sein. Dies wird vielleicht zu verschiedenen politischen Herausforderungen und Anpassungen führen, insbesondere in den Bereichen Renten, Gesundheitsversorgung, Mobilität und Wohngestaltung.

Die Zukunft wird auch neue technologische Entwicklungen und Herausforderungen bringen

  • Smarte Technologien, Telemedizin und Assistenzsysteme (z.B. Notfallknöpfe, Sturzsensoren) können das Leben erleichtern.
  • Viele ältere Menschen fühlen sich von der digitalen Welt ausgeschlossen. Hier braucht es weiterhin Bildung und Unterstützung.

Um den demografischen Herausforderungen (Bevölkerungswachstum, insbesondere bei der älteren Generation) in der medizinischen Versorgung gerecht zu werden, entwickelt und erprobt die Industrie technische Assistenzsysteme, einschliesslich Roboter. Studien der «European Strategic Research Agenda for Robotics in Europe 2014-2020» (SPARC) belegen, dass es ein klar definiertes Bedürfnis an Robotik-Lösungen für ältere Menschen gibt und mit einer entsprechend wachsenden Nachfrage zu rechnen ist. (Quelle age-int.ch)

Wie gesagt, dies sind nur einige Beispiele, die zum Denken anregen sollen. Die Zukunft wird sicherlich nicht nur zahlreiche Herausforderungen für älterer Menschen in der Schweiz mit sich bringen, etwa bei der Pflege und der sozialen Integration. Sie wird auch viele Chancen und Vorteile bieten – nicht zuletzt eine längere Selbstständigkeit der Seniorinnen und Senioren. Politische Reformen, technologische Unterstützung und ein gesellschaftliches Umdenken werden entscheidend sein.

Trotz all dieser gut gemeinten «technischen» Lösungen mache ich mir als private Seniorenbetreuerin aber Sorgen, dass der Mensch zukünftig noch mehr auf der Strecke bleibt. Solche Tendenzen zeichnen sich heute schon ab, und Seniorinnen und Senioren werden zunehmend Grundrechte und das Recht auf Selbstbestimmung einfach abgesprochen, wie eingangs erwähnt.