Seniorin bei Camper © rawpixel, 123RF Free Images

Zuerst einmal eine Frage: Wer weiss, wie Seniorinnen und Senioren hierzulande überhaupt wohnen? Eine interessante Antwort liefert das Bundesamt für Statistik: Diesem zufolge lebten in der Schweiz im Jahr 2021 1,4 Millionen Haushalte im Wohneigentum; knapp ein Drittel davon (450’000) waren Seniorenhaushalte mit Personen ab 65 Jahren. Das ist eine stolze Zahl. Insbesondere wenn man bedenkt, dass viele ältere Menschen auch in älteren Immobilien leben – und solchen, die oft viel zu gross für sie sind. Es handelt sich hierbei um Häuser und Wohnungen, die ihre Bewohner gerne überfordern. Sei es, weil diese so viel Platz gar nicht mehr brauchen. Sei es, weil Pflege und Unterhalt «einfach zu viel» werden. Sei es, weil es keinen Lift im Haus hat. Sei es, weil Küchen und Bäder nicht barrierefrei und auch sonst veraltet sind. Und, und, und …  Im Alter kann dies zu grosser Verunsicherung führen. Doch nicht alle, die nicht mehr so jung sind, müssen und wollen gleich ins Alters- und/oder Pflegeheim. Darum die zweite Frage: Wie lässt es sich im Alter auch noch wohnen, so dass es (Lebens-)Freude bereitet – und man es auch «stemmen» mag? Hier nun ein paar Möglichkeiten. Natürlich ist nicht jede für jeden älteren Menschen geeignet. Und natürlich ist diese Aufzählung mit Alternativ-Wohnmöglichkeiten auch nicht abschliessend. Aber sie alle sind eine Überlegung wert.

Möglichkeit A: Wenn Generationen gemeinsam wohnen

Eine Alternativ-Wohnmöglichkeit für Seniorinnen und Senioren, die in letzter Zeit immer beliebter wird, sind sogenannte Mehrgenerationenhäuser, zum Beispiel die «Giesserei» in Winterthur, die Projekte von «Wohnimpuls» in Gattikon und Biberist oder Erlenmatt Ost in Basel. Bei diesen wurde schon in der Planungsphase auf eine gute soziale Durchmischung geachtet, d.h. darauf, dass alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen vertreten sind. Ältere Menschen inklusive. Und dafür wurde auch die entsprechende Infrastruktur geschaffen. Also bieten sie nicht nur Gemeinschaftsräume und begrünte Innenhöfe mit schattigen Sitzgelegenheiten. Sie verfügen auch über altersgerechte Wohnungseinrichtungen, gute Einkaufsmöglichkeiten und ÖV in der Nähe. Alles, um ein solidarisches Miteinander, einen lebendigen Austausch und gegenseitige Unterstützung zu ermöglichen. Hier wird beim Wohnen und Leben niemand alleine gelassen.

Möglichkeit B: Wenn Häuser ganz klein werden

Müssen Menschen, auch Seniorinnen und Senioren, nur in grossen Wohnungen und Häusern leben? Gerade im vorgerückten Alter könnte auch etwas ganz Kleines eine Alternative darstellen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Minihaus (auch «Tiny House» genannt), einem Bauwagen oder einer Jurte (einem mongolischen Nomadenzelt)? Der Verein Kleinwohnformen Schweiz setzt sich seit seiner Gründung im Jahr 2018 dafür ein, dass solche «KWF» (kurz für «Kleinwohnformen») ihren Platz in unserer Gesellschaft haben. Und nicht nur Mietwohnungen und Wohneigentum. Eine KWF ist laut SIA-Norm 416 «eine Wohneinheit mit höchstens 40 Quadratmetern Hauptnutzfläche». Und sie steht nicht auf festen Fundamenten, sondern auf Rädern bzw. Punktfundamenten und versiegelt daher keinen Boden. Natürlich erfüllt sie alle hygienischen Bedingungen (Toilette, Wasch- und Kochgelegenheit) und kann somit als Hauptwohnsitz genutzt werden. Zogen sich «die Alten» früher ins «Stöckli» zurück, zügeln sie heute vielleicht in eine KWF. Wer weiss, ein Versuch zumindest könnte sich lohnen!

Möglichkeit C: Wenn ältere Semester sich zusammentun

Fast niemand lebt gerne nur alleine, vor allem nicht im Alter. Vielleicht ist das der Grund, weshalb in den letzten Jahren immer mehr Seniorinnen und Senioren eine Alters- oder Senioren-WG gegründet haben oder einer solchen beigetreten sind. Und warum auch nicht? Noch einmal ein neues Kapitel aufschlagen, dem nächsten Lebensabschnitt frischen Sinn geben: Wer auch nach der Pensionierung noch so viel Initiative aufbringt, darf viele Vorteile erwarten. Denn Wohnungen in guten Senioren-WGs bieten einiges: so viel Gemeinschaft, Austausch und Kontakt wie erwünscht, stets gewahrte Privatsphäre, alle altersgerechten Annehmlichkeiten, eine Einrichtung ganz nach eigenem Geschmack. Aber keinen unnötigen Raum mehr, den man nur noch aufräumt und putzt, aber eigentlich gar nicht mehr nutzt. Für viele ältere Semester ist das ganz einfach «der Fünfer und das Weggli»!

Möglichkeit D: Wenn Wohnungen auf Reisen gehen

Unterwegs im Camper, Van oder Wohnmobil: Das ist sicher die abwechslungsreichste und anregendste Art des Wohnens. Aber auch sicher die anstrengendste, gerade für Seniorinnen und Senioren. Denn dazu müssen sie nicht nur den passenden Führerausweis besitzen, sondern auch über die nötige «Fitness» verfügen, und zwar körperlich und geistig. Andererseits: Wenn es das Portemonnaie zulässt, dann sind heutzutage auch für weniger bewegliche Mobil-Wohnen-Fans Fahrzeuge mit allem altersgerechten Zubehör erhältlich. Zudem stellen viele Campingplätze eine speziell auf ältere Menschen zugeschnittene Infrastruktur zur Verfügung. Und so ziehen immer mehr Menschen nach ihrer Pensionierung gar nicht erst in eine Alterswohnung, sondern brausen gleich mit ihrem vierrädrigen Heim los. Das rollende Domizil ist vielleicht nicht das ideale bis ins höchste Alter. Aber für ein paar Jahre lässt sich der Ruhestand so vortrefflich geniessen. Man ist indessen sicher gut beraten, schon bei der Abfahrt vorzusorgen für die Zeit, wenn (und falls) man dann einmal zurückkehren muss …