Die Entwicklung in vielen Ländern zeigt den gleichen, klaren Trend: Die Gesellschaft altert. Und je mehr Menschen immer älter werden, desto dringlicher wird eine Frage: Wie wollen wir im Alter wohnen? Während klassische Wohnformen wie das Eigenheim oder das Pflegeheim lange die Standardlösung waren, gibt es heute eine Vielzahl von neuen Wohnmodellen. Und viele davon bieten mehr Flexibilität und Lebensqualität. Besonders intermediäre Wohnmodelle gewinnen zunehmend an Bedeutung. Aber was genau verbirgt sich hinter diesen Modellen? Und warum haben sie das Potenzial, die Zukunft des Alterswohnens zu prägen?
Was sind intermediäre Wohnmodelle?
Intermediäre Wohnmodelle sind Wohnformen, die zwischen dem vollkommen selbständigen Leben und der Vollzeitpflege angesiedelt sind. Sie richten sich an ältere Menschen, die noch relativ unabhängig leben können, aber dennoch auf bestimmte Unterstützungsdienste angewiesen sind. Sie sind auch etwas für Leute, die sich frühzeitig für eine Umgebung entscheiden möchten, wo sie im Bedarfsfall diese Unterstützung erhalten. Und sie ermöglichen es den Bewohnern, ein Maximum an Lebensqualität zu behalten, ohne auf Sicherheit und Betreuung zu verzichten.
Typische Formen intermediärer Wohnmodelle
Es gibt eine Vielzahl von intermediären Wohnmodellen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten sind. Zu den bekanntesten zählen:
1. Betreutes Wohnen
Das betreute Wohnen kombiniert altersgerechtes Wohnen mit professioneller Unterstützung. Hier leben Seniorinnen und Senioren in barrierefreien Wohnungen, die häufig in einer gemeinschaftlichen Wohnanlage angesiedelt sind. Im Unterschied zum Pflegeheim sind die Bewohner weitgehend unabhängig, können jedoch bei Bedarf auf Pflege- und Betreuungsdienste zurückgreifen. Und diese sind meist im selben Gebäude oder in der unmittelbaren Nähe verfügbar. Ein Vorteil ist, dass die Bewohner weiterhin ihren eigenen Haushalt führen, jedoch bei Bedarf Unterstützung erhalten – sei es durch Pflege, Haushaltshilfen oder soziale Angebote.
2. Wohngemeinschaften für Senioren
In einer Senioren-WG teilen sich ältere Menschen eine grössere Wohnung oder ein Haus. Jede(r) hat ein eigenes Zimmer, während Küche, Wohnzimmer und andere Gemeinschaftsräume gemeinsam genutzt werden. Pflege- und Unterstützungsleistungen können hier flexibel gebucht werden. Das Besondere an dieser Wohnform ist der gemeinschaftliche Aspekt: Durch das Zusammenleben mit Gleichaltrigen ist niemand isoliert und allein. Gleichzeitig bleibt jede Seniorin oder jeder Senior unabhängig, da die Bewohner ihren Alltag weitgehend selbst bestimmen können.
3. Mehrgenerationenhäuser
Mehrgenerationenhäuser bieten ein Wohnumfeld, in dem Menschen verschiedener Altersgruppen zusammenleben. Diese Wohnform fördert den Austausch zwischen Jung und Alt, denn hier werden gegenseitige Unterstützung und ein aktives Miteinander gelebt. Ältere Menschen profitieren von der Vitalität und dem Engagement jüngerer Generationen. Diese wiederum bekommen etwas von der Lebenserfahrung und den sozialen Netzwerken der Senioren zurück. Ein starkes soziales Gefüge entsteht. Und hier sind Pflege und Betreuung zwar möglich, sie stehen aber nicht im Vordergrund.
4. Service-Wohnen
Das Service-Wohnen bietet älteren Menschen die Möglichkeit, in barrierefreien Wohnungen zu leben und gleichzeitig auf eine Vielzahl von Dienstleistungen zurückzugreifen. Das sind zum Beispiel Einkaufs- und Reinigungsservices, Essenslieferungen oder medizinische Betreuung. Doch sind die Dienstleistungen hier oft flexibler und auch einzeln erhältlich. Das macht es den Bewohnern möglich, genau die Unterstützung zu wählen, die sie benötigen.
Warum haben diese Modelle Zukunft?
Die Nachfrage nach intermediären Wohnmodellen steigt stetig – kein Wunder: Sie bieten nicht nur eine Antwort auf die individuellen Bedürfnisse der älteren Generation. Sie tragen auch zur Entlastung der klassischen Pflegesysteme bei. Hier einige Argumente im Detail:
1. Sie sind flexibler und individueller
Jeder Mensch altert anders, und der Bedarf an Unterstützung kann von Person zu Person stark schwanken. Intermediäre Modelle sind flexibel: So können ältere Menschen genau die Hilfe erhalten, die sie brauchen – nicht mehr und nicht weniger. Und dadurch können sie selbstbestimmter leben, werden aber immer individuell betreut.
2. Sie machen einen nicht einsam
Viele ältere Menschen leiden unter Isolation und Einsamkeit, besonders wenn sie in herkömmlichen Pflegeheimen untergebracht sind oder allein in ihren Häusern leben. Gemeinschaftliche Wohnformen wie Senioren-WGs oder Mehrgenerationenhäuser schaffen soziale Netzwerke und verhindern Isolation. Und wer sich nicht einsam fühlt, bleibt geistig einfach fitter und fühlt sich auch körperlich wohler.
3. Sie kosten weniger
Vollzeitpflege in klassischen Pflegeheimen kann teuer sein. Intermediäre Wohnmodelle sind kostengünstiger, da hier viele Dienstleistungen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie auch wirklich gebraucht werden. Die Bewohner «verwalten» ihr Leben und ihre Umgebung oft weiterhin selbst. Dies schont nicht nur das Senioren-Budget, sondern entlastet auch das Pflegesystem.
4. Sie lassen einen eigenständig leben
Intermediäre Wohnmodelle fördern die Eigenständigkeit und die Selbstbestimmung im Alter. Es liegt auf der Hand, dass Seniorinnen und Senioren, die länger aktiv und selbständig sind, weniger schnell Pflegebedarf anmelden. Und sie haben einfach das gute Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben in der Hand zu behalten.
Herausforderungen und Perspektiven
Trotz ihrer vielen Vorteile stehen intermediäre Wohnmodelle aber auch vor Herausforderungen. Dazu gehört die Finanzierung, denn oft werden diese Wohnformen nicht ausreichend von der öffentlichen Hand gefördert. Zudem sind solche Wohnangebote leider weiterhin rar, insbesondere auf dem Land. Auch sind Fachkräfte, die diese Wohnformen unterstützen, (noch) nicht leicht zu finden.
Dennoch lässt sich der Trend nicht aufhalten: Intermediäre Wohnmodelle sind im Kommen. Denn sie bieten genau das, was Seniorinnen und Senioren brauchen, um in Würde und selbständig ihren Lebensabend zu verbringen.Doch auch der technische Fortschritt macht zum Glück nicht halt. In Zukunft könnten sogenannte «Smart Homes» oder digitale Pflegeassistenzsysteme den Komfort sowie die Sicherheit der Bewohner weiter erhöhen. Ebenso werden Freiwilligenarbeit und Nachbarschaftshilfen immer verbreiteter. All dies wird dazu beitragen, die intermediären Wohnformen weiter zu stärken.
Fazit: Die Zukunft des Alterswohnens
Intermediäre Wohnmodelle sind mehr als nur eine Brücke zwischen Unabhängigkeit und Pflege. Sie zeigen, dass wir immer besser verstehen und wissen, wie wir im Alter einmal leben möchten: flexibel, selbstbestimmt und in Gemeinschaft. Die Welt ändert sich also. Aber wir, die Gesellschaft, ändern uns einfach mit. Und leben in Zukunft einfacher besser!