Fröhliche ältere Frau auf einer Schaukel auf einem Spielplatz 115675152

Als private Seniorenbetreuerin erlebe ich das Älterwerden und den Umgang damit praktisch täglich bei meiner Arbeit. Viele ältere Menschen tun es mir gleich, auch wenn man verstehen könnte, dass sie dem Thema lieber ausweichen möchten. Aber tatsächlich setzen sich Seniorinnen und Senioren durchaus mit den emotionalen, körperlichen und religiösen/spirituellen Aspekten des Lebens(-Abends) auseinander. Selbstverständlich ist dabei die persönliche Realität auch ein Thema, über das man manchmal gerne offen spricht. Denn der Umgang mit dem Älterwerden kann auch eine Chance sein und neue Möglichkeiten eröffnen.

Mit der körperlichen Veränderung umgehen lässt sich trainieren

Dass im höheren Alter die Kräfte nachlassen, ist eigentlich ganz normal, auch wenn es von Mensch zu Mensch verschieden schnell und unterschiedlich stark geschieht: Das Augenlicht wird schwächer, das Hörvermögen und die Knochendichte nehmen ab, das Herz schlägt langsamer oder unregelmässiger, die Muskulatur wird schwächer, und das Gedächtnis nimmt ab. Auch geht alles gemächlicher vonstatten und braucht mehr Zeit – die Körperpflege zum Beispiel. Dabei ist das Altern ein normaler, körperlicher Prozess, welchen niemand aufhalten kann. Die möglichen Schmerzen und die zunehmenden Einschränkung, damit muss man sich einfach abfinden.

Doch wie können diese «negativen» Veränderungen eine Chance sein? In meiner täglichen Arbeit mit Seniorinnen und Senioren stelle ich fest, dass eben diese Veränderungen auch eine gewisse Ruhe in deren Alltag bringen. Man nimmt vieles bewusster wahr und hört besser auf die körperlichen Signale. «Sportliche Betätigung» (zum Beispiel leichtes Spazieren draussen oder Treppenlaufen in der eigenen Wohnung) hilft älteren Menschen, länger fit zu bleiben. Mobilitätsübungen, das Trainieren der Balance (mit einem Stuhl zur Sicherheit), den Körper in Bewegung halten – all das stärkt Muskeln und wirkt dem Gelenkverschleiss entgegen. Natürlich trägt auch eine ausgewogene Ernährung dazu bei, nicht nur den Körper, sondern auch Geist und Seele zu stärken.

Auch auf die innere Einstellung und das Selbstbild kommt es an

Viele ältere Menschen sehen heute viel jünger aus, als sie es an Jahren tatsächlich sind. Das hat viel mit der inneren Einstellung zu tun. Der Körper wird zwar älter und gebrechlicher, die innere Einstellung ist aber jung geblieben. Und das überträgt sich auf die Mitmenschen als, genau: jugendliche Ausstrahlung. Nicht umsonst gibt es die bekannte Redensart, wonach man so alt ist, wie man sich fühlt. Und genau deswegen auch höre ich in meiner Arbeit öfters Sätze wie «Altern ist ein natürlicher Lebensabschnitt.», «Ich kämpfe nicht dagegen an.» oder «Man muss es einfach akzeptieren.». Die Dankbarkeit für das eigene, gelebte Leben und die vielen positiven wie negativen Erfahrungen tragen gemeinsam dazu bei, dass die innere Einstellung weiterhin positiv bleibt. Somit können ältere Menschen – jüngere natürlich ebenso – mit den Verlusten im eigenen Leben (Verlust von Rollen, Funktionen, Menschen usw.) besser umgehen lernen.

Emotionale Herausforderungen und soziale Beziehungen sind sehr wichtig

Einsamkeit im Alter ist leider heutzutage nicht selten. Dabei brauchen wir doch alle soziale Beziehungen wie die Luft zum Atem. Einsamkeit entsteht auch durch Rückzug – und so sind neue Wege zu mehr Nähe gefragt. Diese können etwa in neuen Formen von Wohngemeinschaften bestehen. Neben der Einsamkeit sind aber auch Ängste vor Krankheit, Abhängigkeit und Tod grosse emotionale Herausforderungen. Manche Menschen behelfen sich mit Humor, einer gewissen «Leichtigkeit des Seins» und einem gerüttelt Mass an Akzeptanz, um diesen emotionalen Herausforderungen zu begegnen. Doch diese Eigenschaften sind nicht jedem gegeben. Gerade soziale Veränderungen (Wegzüge von Freunden, Todesfälle von Bekannten im gleichen Alter) sind oftmals sehr schwierig und schmerzhaft. Insbesondere sind sich viele ältere Menschen bewusst, dass sie demnächst selbst die grösste Veränderung erfahren könnten – den eigenen Tod. Gerade deshalb ist es so besonders wichtig, dass die Beziehungen zur Familie (ganz besonders zu Kindern und Enkeln) und zu Freunden intensiv gepflegt werden. Ebenso sollte man neue Kontakte zu anderen Menschen knüpfen (beispielsweise über Ehrenämter oder Kurse).

Welches Resümee kann ich hier also ziehen? Am besten überlasse ich das Wort der TV-Legende Joachim Fuchsberger: «Alt werden ist nichts für Feiglinge.» Träfer könnte ich es auch nicht formulieren. Auch noch im Ohr habe ich das folgende Bonmot: «Alle wollen alt werden, aber keiner will es sein.» Also denn, packen wir es an, das Altern – mit der richtigen Einstellung werden wir auch das schaffen! Hier für Interessierte (und nicht nur Seniorinnen und Senioren) noch ein einschlägiger, sicher auch humorvoller Buchtipp: «Altern» von Elke Heidenreich. Auch lesen hält bekanntlich jung!